Rezension „Die Endlichkeit des Augenblicks“ – Jessica Koch

Rowohlt Verlag |Taschenbuch | 320 Seiten | 16,99 € |Amazon und im örtlichen Buchhandel

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INHALT:

«Wenn du zwei Menschen zur gleichen Zeit liebst, dann entscheide dich immer für den zweiten, denn er hätte niemals dein Herz erobert, wenn der erste der Richtige gewesen wäre.» (Johnny Depp)

Was aber, wenn du beide zur gleichen Zeit kennenlernst? Was, wenn es zwei Menschen sind, die eine große Last mit sich tragen? Eine Last, die sie wie ein unsichtbares Band miteinander verbindet?
Wenn dein Herz dich zu beiden zieht, wen würdest du wählen? Denjenigen mit den körperlichen oder denjenigen mit den seelischen Wunden? Würdest du dich überhaupt entscheiden, wenn du wüsstest, welche endgültigen Konsequenzen deine Wahl mit sich bringt?

MEINUNG (Achtung Spoiler!):

Von Jessica Koch habe ich bereits fast die komplette Danny-Trilogie gelesen und war gespannt, auf ihr ersten fiktiven Roman. Auch die Danny-Trilogie sind Romane, aber hier beruht alles auf wahren Begebenheiten. Zunächst einmal möchte vorweg nehmen, dass ich hier mit einer relativ leichten Liebesgeschichte zwischen drei Menschen gerechnet habe. Der Klappentext lässt hier relativ viele Erwartungen/ Vermutungen zu. Es handelt sich hier aber keinesfalls um eine leichte Liebesgeschichte. Dem sollte man sich vorher bewusst sein.

Die Geschichte spielt sich zwischen Samantha (Sam), Sebastian (Basti) und Joshua (Josh) ab. Drei junge Menschen im Alter von Mitte zwanzig bis Ende zwanzig mit einem Sack voll Problemen. Basti sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Sam hat eine behinderte Schwester und leidet darunter, dass der Vater die Familie wegen eben dieser Schwester im Stich gelassen hat. Josh leidet seit Bastis Unfall, an dem er sich schuldig fühlt unter Depressionen und Selbstmordgedanken. Zudem ist die Mutter früh gestorben und der Vater hatte für ihn und seine Schwester keine Liebe übrig.

Die Geschichte beginnt damit, dass Sam und Basti sich relativ schnell ineinander verlieben (für meinen zu schnell und dadurch zunächst nicht wirklich nachvollziehbar). Die Autorin verpackt hier gut den Umgang mit Bastis Behinderung, denn Sam ist natürlich verunsichert in vielerlei Hinsicht und fragt sich wie die Beziehung mit Basti funktionieren wird. Ich finde es richtig, dass sie sich darüber Gedanken macht, aber empfand es als noch viel zu früh und zum Teil auch wieder nicht nachvollziehbar, da sie doch eine behinderte Schwester hat. Josh ist bei dem Näherkommen der beiden immer mit dabei, da er nicht von Bastis Seite weicht. Er hat Angst, dass Sam ihn verletzten wird und vermiest eigentlich jede Verabredung mit seiner schlechten Laune/ seiner depressiven Grundstimmung. Sam akzeptiert Josh und versucht auch einen Draht zu aufzubauen, vermutlich um auch Basti ein Stück weit zu gefallen.

Auf völliges Unverständnis stößt bei mir das Buch das erste Mal als Josh sich das Leben nehmen will und in einer Klinik landet. Josh verwendet diese Selbstmordversuche auch als Druckmittel gegen Basti, weil er mit Sam zusammen ist. Basti, der hier einzige Vernünftige im Buch ist, spinnt sich dabei den Gedanken zusammen, das Josh stirbt, wenn er mit Sam zusammen ist. Ich konnte es gar nicht fassen, aber es geht noch weiter. Josh muss für drei Tage in eine Psychiatrie. Um Josh zu helfen tischt Sam dem Arzt eine Geschichte auf, damit er dort nicht länger bleiben muss. Ich empfinde die Darstellung dieser Szene, welche Jessica Koch aufzeigt als blanken Hohn. Zunächst einmal ist Josh wirklich krank und bräuchte die Hilfe. Zweitens kann ich mir kaum vorstellen, dass sie ein Arzt eine solche Geschichte auftischen lässt und drittens gefällt mir die Darstellung von psychischen Kranken hier überhaupt nicht, denn diese werden hier alle als „Verrückte“ dargestellt. Es erinnert mich stark an den Film „Durchgeknallt“.

Das Liebesdreieck fand ich auch sehr schwer nachvollziehbar, was nicht an der Situation als solcher lag, sondern an den Charakteren. Sam verliebt sich erst in Basti. Sie möchte Josh auch eine Freundin sein, aber von Verliebt sein spürt man dort nichts. Erst als Bastis auf eine längere Reise ohne Sam aufbricht, beginnt die stärker werdende Zuneigung zu Josh. Sam ist nicht in der Lage Basti zu vertrauen (obwohl es keinen Anlass gibt dies nicht zu tun) und steigert sich mehr und mehr darein, dass Basti sie quasi vergessen hat. Eine Stelle, die mich unfassbar aufgeregt hat, da sie Basti einfach keine Luft gelassen hat. In meinen Augen ist es verständlich, dass man sich nicht ständig bei seinem Partner melden kann, wenn man auf Reisen ist. In der Zeit empfand ich Josh sehr manipulativ gegenüber Sam und es trieb sie genau in seine Arme. Das ist in meinen Augen keine gleichberechtigte Beziehung gewesen. Josh tut dann auch noch eine Sache am Ende, die ich hier nicht weiter erwähnen möchte, die für mich völlig inakzeptabel war und jegliches Verständnis für eine Liebe zwischen den beiden zunichte gemacht hat.

Das Ende hat bei mir leider auch nur noch ein hysterisches Lachen hervorgerufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so in der Realität passieren kann. Ich muss sagen, dass in meinen Augen die Danny-Trilogie davon gelebt hat, dass sie auf wahren Tatsachen beruht hat, aber nicht wirklich von Jessica Kochs Schreib- und Erzählstil. Der genügt meinen Ansprüchen leider nicht.

FAZIT:

Leider konnte mich der Roman von Jessica Koch auf vielen Ebenen leider überhaupt nicht überzeugen. Viele Szenen waren einfach viel zu überspitzt und unrealistisch. Jessica Koch hat viele, fast zu viele Themen, wirklich ernste Themen aufgegriffen, aber mir gefiel hier der Darstellung und die Aufklärung an vielen Stellen nicht. Das Ganze gepaart mit Charakteren, bei denen sich mir manchmal die Haare zu Berge gestellt haben. Es ist gut möglich, dass es das letzte Buch von Jessica Koch sein wird, welches gelesen habe.

Ich vergebe 2 von 5 Sternen.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise vom Rowohlt Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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