Rezension „Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens

Hanser Verlag* | Gebundene Ausgabe | Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann | 464 Seiten | 22,00 € |Amazon* und im örtlichen Buchhandel

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INHALT:

Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.

MEINUNG:

Der Gesang der Flusskrebse sprach mich zunächst nicht sonderlich an, obwohl diese düstere du gleichzeitig mit Licht umgegebene Cover sehr anziehend fand. So richtig wusste ich nicht, wohin die Geschichte führen würde, aber mich reizte zu erfahren wie Kya sich allein durchschlägt.

Die Geschichte beginnt Anfang der 1950er Jahre, wo Kyas Mutter die Familie von heute auf morgen verlässt und damit auch ihre Familie zerbricht. Die älteren Geschwister von Kya fliehen dann ebenfalls und lassen Kya als Jüngste bei ihrem Vater zurück, der alkoholabhängig und gewalttätig ist. Das geht solange gut, bis ein Brief der Mutter eintrifft und auch der Vater für immer verschwindet und die 6-jährige Kya allein zurücklässt.

Nach heutigen (deutschen) Maßstäben wäre sowas wohl schlicht undenkbar, doch Kya verschwindet praktisch unter dem Radar. Als schwarzes Mädchen ist es zu dieser Zeit in North-Carolina, einem der Südstaaten, möglich einfach zu verschwinden. Dazu trägt auch bei, dass Kya sehr abgelegen in den Marschlanden wohnt. Die Autorin beschreibt die Landschaft und deren Flora und Fauna sehr bildhaft und spiegelt ihre Leidenschaft dafür in Kya wider, denn diese verbringt ihre Zeit damit die Natur zu entdecken und legt eine große Sammlung ihrer Funde bei sich an. Kya braucht trotzdem Verbündete, um sich selbst versorgen zu können und erweist da schon als junges Mädchen sehr viel Geschäftssinn. Natürlich ahnen diese Leute etwas, aber man versucht sie zu decken. Ansonsten lebt sie sehr einsam und zurückgezogen.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Der eine Strang beginnt 1952 und umfasst die Geschichte und das Heranwachsen von Kya und der zweite Strang beginnt 1969 mit dem Mord an Chase Andrews, der von der hiesigen Polizei aufgeklärt wird und für den schlussendlich Kya als Verdächtige festgenommen wird. Dies geht dann in eine Gerichtsverhandlung über und es stellt sich die Frage, was nun wirklich passiert ist. Beide Zeitstränge nähern sich dann langsam an. Mein Herz hat Kya schnell gewonnen und ich fieberte mit ihr, dass der Prozess für sie gut ausgehen möge, denn die Beweise sind sehr erdrückend und verschmähte/ enttäuschte Liebe liegt als Motiv klar auf der Hand.

Das Ende schließlich ist zwar so wie es sich viele Leser sicher gewünscht haben, aber ich finde, man muss hier zwischen Recht und moralischer Gerechtigkeit schon unterscheiden. Ich denke, man lässt sich hier schnell verleiten mehr nach der moralischen Gerechtigkeit zu gehen. Ich finde das Ende durchaus diskussionswürdig und bin für mein Empfinden damit nicht 100% zufrieden, denn dies ist eigentlich eine Geschichte, die zeigt wie hart das Leben sein kann und daher finde ich das Ende nicht konsequent genug, wie der Rest der Geschichte.

FAZIT:

Der Gesang der Flusskrebse war für mich trotz des Endes, welches ich als durchaus diskutierfähig erachte, ein wahres Highlight für mich. Besonders beeindruckt hat mich, wie Kya seit sie 6 Jahre alt ist, von Eltern und Geschwistern verlassen groß geworden ist und die Liebe zur Natur, die durch jedes Wort und jede Seite in diesem Buch dringt. Als Hörbuch war es ein großer Genuss!

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar (Hörbuch) freundlicherweise vom Hanser Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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4 Kommentare zu „Rezension „Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens

  1. Hallo Jenny,
    hast du das Buch gehört und gelesen? Ich habe es gehört und war sehr begeistert! Dieser ruhige Schreibstil, der inhaltlich so kraftvoll daherkommt, zog mich voll in seinen Bann. Auch wenn ich das Ende recht bald erahnte, gefiel es mir. Wobei ich dir zustimme, dass das Ende sehr diskussionswürdig ist. Anders herum, so wie du es erwähnst, hätte es mit guten Argumenten auch bestehen können. Wobei ich mich oute, dass ich in diesem Fall sehr gerne dem moralischen Weg folge.
    Falls du magst, komm doch gerne bei meiner Rezension vorbei. 🙂
    GlG, monerl

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    1. Hallo monerl!

      Ich habe das Buch auch gehört und fand es super gesprochen. 🙂 Ich weiß noch nicht mal, ob es mir beim Lesen auch so gefallen hätte…zumindest der Anfang. Das ist ja schon recht eintönig.
      Bei dem Ende wäre ich eher auf der Seite des Gesetzes, aber sie hatte ja einen guten Anwalt und damit ist ja alles möglich. 😉 Sie hat Glück gehabt.

      LG
      Jenny

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