Suhrkamp Verlag* | Gebundene Ausgabe | 362 Seiten | 23,00 €

INHALT:
Ein Sommer zwischen Berlin, Chicago und Jerusalem. Wie jedes Jahr verbringt die fünfzehnjährige Margarita ihre Ferien bei den Großeltern in den USA. Viel lieber will sie aber zurück nach Deutschland, zu ihren Freunden und ihrem Vater, der in einer Synagoge die Gebete leitet. Die Mutter hat die beiden verlassen, als Margarita noch in den Kindergarten ging. Höchste Zeit, beschließt der Familienrat, dass sie einander besser kennenlernen. Und so wird Margarita in ein Flugzeug nach Israel gesetzt, wo ihr Vater aufgewachsen ist und ihre Mutter seit Kurzem lebt. Gleich nach der Ankunft geht alles schief, die gemeinsame Reise von Mutter und Tochter durchs Heilige Land reißt alte und neue Wunden auf, Konflikte eskalieren, während der Vater in Berlin seine Rolle überdenkt. Da müssen sie schon wieder die Koffer packen und zurück nach Chicago, wo sich alle um das Krankenbett der Großmutter versammeln und Margarita eine folgenreiche Entscheidung treffen muss.
MEINUNG:
Bei diesem Buch hat mich irgendwie der Titel angelockt. Gewässer im Zipblock finde ich einfach sehr spannend und wollte unbedingt wissen, was sich hier hinter verbirgt. Dieser Roman ist das Debüt von Dana Vowinckel.
Die Perspektive wechselt zwischen Margarita und ihrem Vater Avi. Ich mochte Margaritas Teil deutlich lieber. Avi mochte ich auch sehr, aber Avi ist sehr stark mit dem jüdischem Leben und Glauben verbunden und die Autorin hat so viele jüdische Fachbegriffe mit rein gebracht, die es mir irgendwann schwer gemacht haben diese Teile zu lesen. Es gibt ein Glossar, aber das reicht hinten und vorne nicht. Es war nicht mein erstes jüdisches Buch und mit ein paar Dingen bin vertraut, aber diese Fülle hat mein Wohlgefühl beim Lesen leider erheblich gestört, weil es sich einfach sperrig lesen ließ. Auf der anderen Seite war ich überrascht, wie die Autorin so schreiben konnte, obwohl sie selbst scheinbar (ich konnte nichts gegenteiliges finden) dem jüdischen Glauben selbst nicht angehört. Dieser Roman möchte auch nicht aufklären und einführen in das jüdische Leben, wie z.B. Alef von Katharina Höftmann Ciobataru. Für mich hätte die Geschichte auch funktioniert, ohne die Sicht des Vaters bzw. weniger davon.
Maragritas Teil war dagegen sehr leicht zu lesen, obwohl sie eine Protagonistin ist, die es einem nicht leicht macht manchmal, aber andererseits ist sie einfach ein ganz typischer Teenager. Sie ist launisch. Sie ist wütend und das oft auch zurecht, vor allem auf die Mutter, zu der sie einfach geschickt wird und die, die Familie verlassen in ihrer Kindheit verlassen hat. Dazu kommt ihr erstes sexuelles Erwachen, was zu ein paar unangenehmen Situationen führt, welche aber sicher ebenso normal sind für diese Phase im Leben. Diese Wut konnte ich nachvollziehen. Auf der anderen Seite zeigt der Roman aber auch auf, wie man in einer solchen schwierigen und eigentlich dysfunktionalen Familie wieder zueinander finden kann – über die Liebe und Sorge zu geliebten Personen. So kommt Avi irgendwann nach Israel, weil Margarita scheinbar nicht auffindbar ist und so fahren alle drei auch nach Chicago zu Margaritas Großmutter, die im Krankenhaus liegt. Das Tempo des ersten Teil des Buches fand ich etwas zu gemächlich, denn die ganzen Konflikten schlummerten an der Oberfläche und brachen nicht so richtig aus. Mir gefiel das Setting bestehend aus Berlin (meiner Heimat), Chicago (einer amerikanischen Stadt, die ich sehr mochte) und Israel (wo ich noch nicht war), obwohl Israel eher weniger ansprechend war, aber dafür vielleicht auch authentisch. Vielleicht sind vielen Orte, die Teil von Maragritas Identiät sind ein Hinweis auf den Titel, denn diese Orte und Leben nimmt sie im Zipblock Beutel praktisch immer mit und sie sind ein Teil von ihr.
FAZIT:
Gewässer im Zipblock hat mir zu einigen Teilen gut gefallen und zu anderen eher weniger. Schwierig waren für mich jüdischen Teil aus Avis Sicht, die mir das Lesen oft schwer und sperrig gemacht haben. Die Charaktere und Orte habe ich allerdings in Herz geschlossen und ab der zweiten Hälfte gefiel mir das Tempo auch besser.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Suhrkamp Verlag*über Lovelybooks* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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