Kurz-Rezension „Wie du mich siehst“ – Eva Lohmann

Eisele Verlag* | Gebundene Ausgabe | 209 Seiten | 24,00 € 

INHALT:

Zwei Dinge hat Karl seiner Tochter Johanna hinterlassen: Den geliebten, verwilderten Garten – und eine tiefe Sorgenfalte auf der Stirn, die einfach nicht mehr weggehen will. Den Garten möchte Johanna behalten, aber die Sorgenfalte soll weg: Sie lässt das erste Mal in ihrem Leben »etwas machen« und ist fasziniert, wie scheinbar einfach sich die Erschütterungen eines vierzigjährigen Lebens ausradieren lassen. Mit dem Verschwinden der Falte treten allerdings neue Fragen auf: Warum ist Johanna ihr Aussehen überhaupt so wichtig? Wie erklärt sie die Sache ihrer Tochter, der sie immer gepredigt hat, sich selbst bedingungslos schön zu finden? Und kann das Älterwerden für Johanna nicht auch eine große Freiheit bedeuten?                                                                 

MEINUNG:

Nach Das leise Platzen der Träume habe ich mit großer Spannung den nächsten Roman von Eva Lohmann entgegen gefiebert. Ich habe auch gar nicht lange den den Klappentext gecheckt. Es stand schon fest, dass ich dieses Buch auf jeden Fall lesen muss.

Der Roman greift die vielfältige Themen auf. Es geht sehr viel um Loslassen. Mittelpunkt ist schon ein wenig das eigene Aussehen, was ist Schönheit, vor allem, wenn man sich wie Johanna in der vermeintlichen Mitte des Lebens befindet. Bisher war es für Johanna nie ein Thema gewesen, im Gegenteil hat sie auch immer ihre Tochter Rosa dazu erzogen, dass sich nicht auf Äußerlichkeiten reduzieren lassen soll und dass man sich auch nicht ungefragt zu Äußerlichkeiten von anderen äußert. Plötzlich zieht Johanna in Betracht „etwas machen zu lassen“. Die ersten beiden Eingriffe merken weder Hannes, noch Rosa, doch ein Eingriff geht sprichwörtlich in die Hose. Interessant fand ich auch die Betrachtung der Wahrnehmung von außen – das Gesehen werden, derer sich Johanns langsam bewusst, dass sie nämlich langsam zurück geht, umso älter sie wird. Ich finde, sie fasst es gut zusammen. In jungen Jahren als Frau stören einen Blicke vom anderen Geschlecht fast schon oder man stört sich an Übergriffigkeiten und mit 40 schaut sich kaum noch jemand um.  Frauen werden unsichtbar.

In dem Roman geht es aber auch noch um das Loslassen von Karl, Johannas Vater, der vor kurzem verstorben ist und dessen Garten sie geerbt hat. In dem Zusammenhang blickt sie auch immer wieder in die Vergangenheit und die Beziehung ihrer Eltern, die sich getrennt haben als Johanna noch jünger war. Der Garten stand für mich gleichzeitig für Vergangenheit und Gegenwart und bietet Johanna auch einen Rückzug als in ihrer Familie problematisch wird wegen ihres verpatzten Schönheitseingriff. Ich mochte die Reaktionen von Rosa und Hannes nicht besonders. Bei Rosa kann ich es noch nachvollziehen, da sie von ihrer Mutter einfach enttäuscht ist, aber bei Hannes bin schon ein bisschen sauer geworden. Immerhin ist es Johannas Entscheidung, was sie mit ihrem Körper tut und dass entspricht eventuell nicht ganz seinem Bild. Ich finde es generell kein Thema, wo einer Person rein reden würde. Die eigene Schönheit und Attraktivität bewertet jede und jeder für sich allein, wenn dies solche schönheitschirurgische Eingriff erfordert, dass ist das eben so. Johannas Beziehung bzw. Ehe zu ihrem Mann Hannes habe ich nicht so richtig gefühlt. Ich habe mich ein paar Mal gefragt, warum sie mit ihm zusammen ist. Man kann gut sagen, dass hier gilt: Gegensätze ziehen sich an. Hannes, der Ordentliche und Johanna, die Chaotische. 

FAZIT:

Wie du mich sahst mocht ich wieder sehr, was besonders an der ruhigen, reflektierten Erzählweise von Eva Lohmann liegt. Es ist ein bisschen wie sich mit einer Freundin zu unterhalten und Gedanken auszutauschen, daher ist es für mich auch absolut kein Problem, dass es hier keine große Handlung gibt. Jetzt heißt es wieder Warten.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Eisele Verlag* über NetGalley* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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