Rezension „Wild Wuchern“ – Katharina Köller

Penguin Verlag* | Gebundene Ausgabe |  208 Seiten | 22,00 € 

INHALT:

Marie rennt panisch einen Berg hinauf. Auf der Flucht vor einer Welt, in der vieles aus dem Lot geraten ist, sucht sie Schutz bei ihrer Cousine Johanna. Ausgerechnet bei Johanna, die seit Jahren wie eine Eremitin auf einer entlegenen Tiroler Alm lebt. Marie und Johanna, sie könnten nicht unterschiedlicher sein: die scharfzüngige Wienerin, Luxusgeschöpf aus einer Luxuswelt, zugleich verwöhnt und verachtet von Ehemann Peter – und das »wilde Tier im Körper von einem Menschen« (Marie über Johanna), das beim Erwachsenwerden scheinbar die Sprache verloren und die Gesellschaft hinter sich gelassen hat. Für die beiden Frauen beginnt ein ungewöhnliches Kräftemessen, ein Ringen um ihr Selbstverständnis, aber auch um einen gemeinsamen Weg.

MEINUNG:

Bei Wild Wuchern hat mich sofort das Cover angesprochen. Für mich ist ein absoluter Hingucker. Man kann es drehen und wenden und gleichzeitig drückt die Frau auf dem Cover für mich sehr viel aus. Außerdem lese ich sehr gerne Debüts von deutschsprachigen Autorinnen.

Der Roman hat keine einzelnen Kapitel. Er ist ein einziges Kapitel und ich finde, dass es auch passt. Es passt zu Maries Panik – ihrem Gehetzt sein – ihrer Angst. Der Roman ist ein einziger innerer Monolog, als wären wir direkt in Maries Kopf. Der Roman hat den typischen österreichischen Klang, der für mich an manchen Stellen immer komisch wirkt, obwohl es zur Situation nicht passt. Allein immer die Artikel vor den Namen von Personen finde ich immer etwas skurril.  Der Roman beginnt mit Maries Flucht zu Johanna. Es wurde so plastische beschrieben, dass ich förmlich mit ihr den Berge hoch gerannt bin. Relativ schnell ist klar, dass zwischen Marie und ihrem Mann Peter etwas vorgefallen ist, was mit häuslicher Gewalt zu tun hat.

Die Geschichte ist aber nicht nur Maries Geschichte, sondern auch die von Johanna, die Maries Cousine ist und es war für mich fast schon mehr Familiengeschichte, denn Marie und Johanna sind zwar zusammen aufgewachsen, aber sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Marie, die Hübsche und Brave, die immer den familiären und gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen möchte und Johanna, die als Eremitin auf dem Berg des Großvaters lebt und schon immer wenig gesprochen hat. Es treffen Welten aufeinander und Marie drängt in Johannas Refugium ein, was der gar nicht so recht ist. Die Autorin streut auch immer wieder Klischees über die feinen Wiener (Marie) und die Österreicher aus den Bergen, z.B. Tirol (Johanna) ein, die nochmal deutlich machen, wie die Vorurteile zwischen Stadt und Land sind. Ich fand das recht amüsant. Begeistert hat mich auch die Atmosphäre, die die Autorin geschaffen hat. Ich konnte mir die klare Bergluft, die zerklüfteten Berge und die grünen Almen sehr gut vor meinem inneren Augen vorstellen und bekam direkt wieder Sehnsucht nach dem Berg. Mir gefiel auch die Gegensätzlichkeit zwischen Johanna und Marie und mit welcher Kraft Johannas für eigenes Leben gekämpft hat. Die letzten Seiten haben mir sehr berührt als man endlich mehr über die wortkarge Johanna erfährt. 

FAZIT:

Wild Wuchern ist ein kraftvoller, poetischer, feministischer und gesellschaftskritischer Roman über zwei Cousinen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Buch ist ein einziger innerer Monolog, welches man eigentlich in einem Rutsch lesen muss. Mir gefiel auch die unterschwelligen Spannung, da es auf einige Dinge noch Antworten geben musste. Gerne hätten es mehr Seiten sein können. Ein tolles, atemloses Debüt in Österreichs Berg

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Penguin Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

*Folgende Verlinkungen kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

 

Hinterlasse einen Kommentar