Kiwi Verlag* | Taschenbuch | Übersetzung: Dagmar Lendt | 544 Seiten | 18,00 €

INHALT:
Fünfundsiebzig Jahre später geht Vera im Meer schwimmen und kehrt nicht mehr zurück. Mit ihr verschwindet auch das Testament, das sie sich kurz vor ihrem Tod hat aushändigen lassen. Ihr Sohn Olav, der Patriarch der Familie und Vorsitzender der einflussreichen SAGA-Stiftung, macht sich Sorgen: Hat seine Mutter das Testament in letzter Sekunde geändert und den verarmten Zweig der Familie bedacht? Und was hat es mit Veras Memoiren auf sich, die nach Fertigstellung in den 70er-Jahren vom norwegischen Staatsschutz beschlagnahmt wurden? Olavs Tochter Sasha, die bisher immer auf seiner Seite war, ist fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, auch wenn sie sich gegen ihren mächtigen Vater stellen muss.
MEINUNG:
Meeresfriedhof der Auftakt der Falck-Saga. Die Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden, aber ich empfehle immer in der Reihenfolge zu bleiben. Ich bin mal wieder auf das Buch aufmerksam geworden als auf der Suche nach neuer skandinavischer Spannungsliteratur war.
Meeresfriedhof ist der Auftakt einer Familiensaga, nämlich der namensgebenden Familie Falck, die im weiteren Sinne aus zwei Familienteilen besteht (im Buch ist ein Stammbaum vorhanden): aus dem Osloer Teil, dem vermögenden Teil der Familie Falck und den Bergensern, der verarmten Teil der Familie. Alles beginnt mit dem Tod von Vera Lind und dem nicht auffindbaren Testament. Oberhaupt der Familie ist Olav Falck, der Sohn von Vera Lind. Alexandra Falck (genannt Sasha), Enkelin von Vera und Tochter von Olav macht sich auf die Suche nach dem Testament bzw. einem Memoir namens Meeresfriedhof. In dem Roman gibt es nochmal einen weiteren Roman, nämlich den namensgebenden Roman „Meersfriedhof“, der gleichzeitig als Testament von Vera Lind gehandelt wird. Ich habe größten Respekt vor Autoren, die zu so einem Mittel greifen. Es gibt zwei relevante geschichtliche Ereignisse: den realen Untergang der Prinsesse Ragnhild im Oktober 1940 in Nordnorwegen und dem fiktiven Beschlagnamung von Veras Manusskript durch den Staatsschutz im Jahr 1970 und die große Frage, was alles passiert ist.
Der Autor hat hier hochkomplexen Roman geschaffen, den man aufmerksam lesen muss. Es gibt viele Personen. Der Familienstammbaum hilft auf jeden Fall weiter, aber es gibt auch viele Nebencharaktere und alle haben miteinander irgendwelche Verflechtungen oder sprichwörtliche Leichen im Keller, denn wo macht Macht , ist auch Geld, Intrigen und Vertuschung, damit diese Macht erhalten bleibt. Als eine zentrale Figur gibt, es noch den Soldaten/ Geheimdienstler Johnny Berg, den ich wenigstens auch ein wenig sympathisch fand, denn Familie Falck ist es durchgängig nicht, da jeder hier seine Absichten verfolgt. Er tut sich ein bisschen mit Sasha zusammen, auch wenn beide jeder für sich andere Absichten hat. Durch Johnny gibt es zusätzlich auch noch weitere militärische Szenen in Kurdistan etc. Nach meinem Empfinden hätte ich die nicht noch zusätzlich gebraucht, da es schon genug Handlung, Fakten etc. gab, aber mein Eindruck ist, dass der Autor auch immer ein aktuelles politisches Thema mit rein nehmen wollte. Es gibt also weitere Personen und Stränge. Ich habe mich relativ gut zurecht gefunden, aber dennoch manchmal gefragt, ob alles richtig verstanden habe. Vergleich zu Joel Dicker sind durchaus angebracht.
Hinzu kommt eine fantastische Beschreibung der norwegischen Landschaften, denn wir verfolgen einmal die Fahrt der Prinsesse Ragnhild entlang der Hurtiggruten Route nach Nordnorwegen vorbei an den Lofoten. Beim Lesen habe ich mir Bilder angeschaut und bekam auf jeden Fall Fernweh. Es hat mir gefallen, dass die Familie Falck gar nicht erst irgendwie besonders sympathisch dargestellt wurde und eigentlich auch alle Mitglieder ihre Absichten schnell offen gelegt haben. Blut ist dicker als Wasser galt auch nicht in jedem Fall. Absichten blieben einfach auch nicht verborgen. Das fand ich schon recht interessant, besonders zwischen Sasha und ihrem Vater. Es gibt auch wirklich ziemlich spektakuläre Wendungen.
FAZIT:
Meeresfriedhof ist ein spektakulärer Auftakt zu einer hochkomplexen Familiengeschichte, die auf Grund ihrer Macht und ihren Reichtum auch nicht mit Intrigen geizen. Der Autor hat hier ein hochkomplexes Lesevergnügen geschaffen. Ich habe mich hier wunderbar unterhalten gefühlt und habe noch so einiges über Geschichte und Politik gelernt. Ich möchte hier unbedingt weiterlesen. Band – Felsengrund ist bereits erschienen.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Kiwi Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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