Rezension „Heimat“ – Hannah Lühmann

Hanserblau Verlag* | Gebundene Ausgabe | 158 Seiten | 22,00 € 

INHALT:

Als Jana mit ihrer Familie aufs Land zieht, merkt sie schnell: Hier gelten andere Regeln. Hinter der bürgerlichen Fassade lauert ein höchst problematisches Weltbild, wie selbstverständlich wird hier AfD gewählt. Auch Janas charismatische Nachbarin Karolin hat sich ganz der Rolle als Hausfrau und Mutter verschrieben. Je mehr Zeit Jana mit Karolin verbringt, desto klarer wird ihr, dass sie auf eine sehr zeitgemäße Weise ultrakonservativ ist – sie kämpft als »Tradwife« im Namen der Tradition gegen alles, wofür Jana eigentlich steht. Jana versucht, sich gegen ihre Faszination zu wehren, und ertappt sich doch immer wieder bei dem verstörenden Gedanken, dass sie Karolin um ihr Leben beneidet …
 

MEINUNG:

Karolin ist ein sogenanntes TradWife, also eine Frau, die sich bewusst für traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau entschieden hat. Jana fühlt sich von ihr magisch angezogen, weil sie Anschluss sucht, denn sie und ihr Partner sind erst frisch aus der Stadt in den Ort gezogen und Jana wirkt auch allein und isoliert, denn ihr Partner Noah und Vater ihrer Kinder wirkt irgendwie die ganze Zeit abwesend und ist auch mit gewissen Entscheidungen von Jana nicht einverstanden, z.B. dass sie gekündigt hat und ich war mir auch nicht sicher, ob er sich auf das dritte Kind gefreut hat, mit dem Jana nun schwanger ist. Die Beziehung der beiden wirkte schon recht am Ende, was mir für Jana wirklich leid getan hat. Der Kontakt zu Karolin und weiteren Frauen setzt bei Jana etwas in Gang, denn sie fühlt sich dort zugehörig und nimmt ganz schnell auch Dinge an, die von außen betrachtet in die falsche Richtung gehen. Das war sehr gut und nachvollziehbar beschrieben von der Autorin, wie man die rechte Szene abrutschen kann. Der Erzählton ist ruhig, aber passend zum intensiven Inhalt. Es gibt keinen klaren roten Faden bzw. eine feste Handlung. Es ist mehr eine Momentaufnahme, die dennoch etwas in kurzer Zeit in Janas Einstellung eklatant verändert und aufzeigt, wie schnell es gehen kann.

Beim Lesen erwischte ich mich schon bei einem oder anderen Gedanken, dass ich vielleicht auch Karolin Recht gab, z.B. bei der Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit für eine Frau zwischen Job, Kindern, Familie und Haushalt, denn oft gibt es eben doch keine gerechte Verteilung der Aufgaben und die Care landet wieder bei der Frau, obwohl ich selbst keine Kinder habe.  Da es von unserer Politik dafür bisher nur unzureichende Lösungen gibt, bietet es natürlich Raum für (rechte) Parteien wieder für das traditionelle Rollenbild zu propagieren. Dabei habe ich mir immer die Frage gestellt, ob solche Gedanken denn schon der Anfang sind in die falsche Richtung, kann dies aber mit Nein für mich beantworten. Es gibt ein paar Dinge in der Geschichte, die bleiben irgendwie im Ungewissen und man sich selbst seinen Teil denken. Auch das Ende fand ich irgendwie recht offen, aber beunruhigend und nachvollziehbar.

FAZIT:

Heimat ist ein kurzes, ruhig erzähltes Buch, dass aber viel mit mir gemacht hat beim Lesen und einlädt auch im Nachgang darüber zu diskutieren. Es zeigt sehr gut und ganz klar auf, wie sich im privaten Umfeld politische Einstellungen in eine falsche Richtung entwickeln können und wie das für die Zukunft unserer Landes zur Gefahr wird. Gerade weil unsere politische Lage momentan genau so ist, sind solche Bücher umso wichtiger und hoffentlich werden hier die Augen geöffnet.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Hanserblau Verlag* über zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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