Kurz-Rezension „Russische Spezialitäten“ – Dmitrij Kapitelman

Hanser Berlin Verlag* | Gebundene Ausgabe | 192 Seiten | 23,00 € 

INHALT:

Eine Familie aus Kyjiw verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts – und ein irgendwie osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Wobei, Letzteres ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben. Die Mutter steht an der Seite Putins. Und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Klug ist es nicht von ihm, mitten im Krieg in die Ukraine zurückzufahren. Aber was soll er tun, wenn es nun einmal keinen anderen Weg gibt, um Mama vom Faschismus und den irren russischen Fernsehlügen zurückzuholen? 

MEINUNG:

Von Dmitrij Kapitelman wollte ich schon lange mal etwas lesen und nun habe ich die Chance genutzt. Russische Spezialitäten stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2025.

Es gibt in dem Buch keine wirkliche stringente Handlung. Für mich hat es vielmehr ein Gefühl vermittelt, wie das Leben der Familie Kapitelman einerseits in Deutschland stattgefunden hat und andererseits gibt es einen Einblick, wie gespalten man auch innerhalb der Familie sein kann, wenn es um Putin und den Krieg in der Ukraine geht. Meiner Meinung nach bekommt man ein Gefühl, wie das Leben nach der Einwanderung nach Ostdeutschland war. Ich kann mir dieses Geschäft sehr gut vorstellen, dass es in Ostberlin, wo ich herkomme auch viele davon gibt. Russische Einwanderung war einfach etwas Alltägliches. Viele Geschichten dazu fand ich dem Buch sehr unterhaltsam. Andererseits wird die Kluft nach dem Beginn des Ukrainekriegs sichtbar, denn die Mutter des Erzählers hält weiterhin an Putin fest. Die Verwerfungen und der Wille aufzuklären, werden deutlich, aber es bleibt ergebnisoffen, auch als der Erzähler in die Ukraine reist. Ich konnte für mich hier noch ein paar Eindrücke mitnehmen, wie die beiden Völker ticken und wie es um die Ukraine bestellt ist. Man kann nur hoffe, dass der Krieg hoffentlich bald ein Ende findet.

FAZIT:

Russische Spezialitäten gibt einen Einblick in eine Familie mit russisch-ukrainischen Wurzeln und erzählt dabei oft skurrile Geschichten, die sich aus dem Betreiben eines Geschäftes für russische Spezialitäten ergeben. Andererseits wird auch das Thema Zugehörigkeit gut ausgelotet. Es ist spürbar, dass beide Nationen tief miteinander verwurzelt sind und dass der Krieg Familien spaltet. 

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Hanser Berlin Verlag* über NetGalley* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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