Ich gehöre zu der Generation, die mit Harry Potter groß geworden ist und die ab dem vierten Band mit Hochspannung die Erscheinung des nächsten Bandes erwartet hat. Die Harry Potter Bände sind die einzigen Bücher in meinem Regal, die ich in mehreren Ausgaben habe. Ich habe sowohl den englischen als auch deutschen Schuber sowie die illustrierte Schmuckausgabe von Harry Potter und der Stein der Weisen (am 4. Oktober 2016 erscheint ebenfalls als Schmuckausgabe Harry Potter und die Kammer des Schreckens). Als die Nachricht kam, dass es einen 8. Teil geben sollte, war ich zunächst skeptisch und habe dies tatsächlich nicht gleich vorbestellt. Bei „Harry Potter and the cursed Child“ handelt es sich um ein von J.K. Rowling autorisiertes Skript einer Theaterstückes, welches in zwei Teile aufgeteilt ist. Geschrieben wurde es von John Tiffany und Jack Thorne. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann war es gar nicht geplant, dass das Theaterstück in schriftlicher Form erscheinen soll. Doch nun wohnen wir nicht alle in London und haben nicht alle die Möglichkeit uns die beiden Teile auf der Bühne anzusehen. Aus diesem Grund hat man sich dazu entschieden, das Skript zu veröffentlichen. Am 30. Juli erschien nun „Harry Potter and the cursed Child“ auf Englisch.
Da Anfang August bei mir ein weiterer Ausflug nach London anstand, bin ich dann doch dem Harry Potter Fieber wieder verfallen. Ich hatte sogar versucht, natürlich erfolglos, Karten für das Theaterstück zu bekommen. In London habe ich mir dann die englische Ausgabe mitgenommen und diese auf dem Rückflug auch gleich verschlungen. Ein bisschen wundere ich mich über die Preispolitik. Wenn es 5 Pfund bzw. 5 Euro Rabatt gibt, warum ändert man nicht gleich den Preis regulär? Wahrscheinlich nur ein Eröffnungsangebot…:D Wer weiß…
Auf Deutsch erscheint am „Harry Potter und das verwunschene Kind“ für 19,99 € im Carlsen Verlag.
Was ich bisher so über Booktube und die Buchblogger mitbekommen habe, ist Harry Potter bisher nicht besonders gut weg gekommen bei vielen und hat harsche Kritik einstecken müssen. Laura von Medienmädchen hat dennoch einmal ihre Gründe dar gelegt, warum es sich trotzdem lohnt dem Stück eine Chance zu geben. Auch ich möchte mich dazu gerne mal äußern und meine Meinung dazu abgeben, warum es sich lohnt (natürlich spoilerfrei). Mir hat es nämlich sehr gut gefallen und ich hatte wunderbare Lesestunden (wenn auch nicht viele ;-)).
Worum geht es?
Die achte Geschichte. Neunzehn Jahre später. Das Skript zum Theaterstück erzählt die achte Geschichte in der Harry-Potter-Serie und ist gleichzeitig die erste offizielle Harry-Potter-Geschichte, die auf der Bühne präsentiert wird. Das Stück feiert am 30. Juli 2016 im Londoner West End Premiere. Es war nie leicht, Harry Potter zu sein – und jetzt, als überarbeiteter Angestellter des Zaubereiministeriums, Ehemann und Vater von drei Schulkindern, ist sein Leben nicht gerade einfacher geworden. Während Harrys Vergangenheit ihn immer wieder einholt, kämpft sein Sohn Albus mit dem gewaltigen Vermächtnis seiner Familie, mit dem er nichts zu tun haben will. Als Vergangenheit und Gegenwart auf unheilvolle Weise miteinander verschmelzen, gelangen Harry und Albus zu einer bitteren Erkenntnis: Das Dunkle kommt oft von dort, wo man es am wenigsten erwartet.
Die Story.
Wir bekommen hier wirklich eine neue Story, welche sich an das vergangene Geschehen und den Epilog von Harry Potter 7 mit einem Abstand von 19 Jahren anschließt. Es ist nicht noch einmal die gleiche Geschichte aus Hermine oder Rons Sicht erzählt und Harry Potter ist auch nicht plötzlich ein Mädchen, Hermine ein Junge usw. (mögliche Anspielung auf diverse andere bekannte Roman(fortsetzung) ist an dieser Stelle beabsichtigt :D). Hier also von möglicher Geldschneiderei zu sprechen, finde ich doch mehr als unfair. Es ist völlig klar, dass das Gefallen oder auch Nicht-Gefallen der Geschichte jedermanns eigene Sache ist. Mir persönlich hat die Geschichte sehr gut gefallen, weil sie alles hatte, was für mich eine gute Story ausmacht. Sie ist spannend, emotional und ich konnte nicht aufhören zu lesen.
Die Charaktere.
Es sind nach der letzten großen Schlacht 19 Jahre vergangen. Harry Potter, Hermine, Ron und auch Draco sind natürlich älter geworden und haben Kinder. In 19 Jahren kann sich ein Mensch stark verändern. Da wir nicht wissen, was in den 19 Jahren dazwischen passiert ist, müssen wir die Charaktere so nehmen, wie sie uns in dem Stück präsentiert werden. Eltern zu sein, bedeutet auch Verantwortung zu tragen. Das merkt man allen vieren an. Auch wenn sie noch immer ihre gemeinsame Freundschaft bzw. Schulzeit verbindet, sind jetzt andere Dinge, wie Familie und Arbeit, wichtiger geworden. Trotzdem sind auch sie nicht gefeit vor falschen Entscheidungen und unangebrachten Verhalten, was das Stück eindrucksvoll rüber bringt.
Hauptcharaktere sind aber Harrys und Ginnys Sohn Albus und Dracos Sohn Scorpius. Beide sind die kompletten Gegensätze ihrer beiden Väter. Wir bekommen hier also keinen zweiten Harry und Draco und damit auch nicht wieder die gleiche alte Fehde. Das Ganze gibt der Geschichte einen besonderen Reiz, wie ich finde. Albus fällt es nicht leicht seinen Platz zu finden als Sohn seines berühmten Vaters nicht leicht. Auch wenn es nachvollziehbar ist, mochte ich Scorpius dennoch lieber als Albus. 😉 Emotional haben mich die zwischenmenschlichen Beziehungen vollends überzeugt.
Das Setting.
Wir befinden uns mitten in der von uns so geliebten und vertrauten Welt von J.K. Rowling. Viele Schauplätze des Stückes sind uns auch den Büchern bekannt und man ist sofort wieder in der magischen Welt von Hogwarts & Co. drin. Auch wenn das Setting nur durch kurze Regieanweisungen zum Anfang einer Szene beschrieben ist, reicht das meiner Meinung für die eigene Vorstellungskraft völlig aus.
Die Autoren.
J.K. Rowling hat das Skript nicht selbst geschrieben, aber sie hat es als achte Geschichte der Harry-Potter-Reihe autorisiert. Da es sich um ein Skript handelt, fällt das aber nictht weiter auf und ist für mich absolut kein Kritikpunkt wert. Ich habe auch schon damals einige Fan-Fictions gelesen. Die Frage ist natürlich, ob es wirklich wichtig ist, ob es von J.K. Rowling geschrieben sein muss. Es wäre nicht das erste Mal, dass fiktive, berühmte Personen und Welten von anderen Autoren fortgeführt werden. Es beschwert sich bei James Bond auch niemand, dass die neuen Storys nicht mehr von Ian Flemming kommen, der natürlich leider, leider nicht mehr lebt. Wenn man möchte kann man sich daran natürlich aufhängen, aber man kann auch einfach in die Geschichte eintauchen und sie genießen. 🙂
Die Form.
Ja, natürlich ist ein „nur“ ein Skript, aber mal ganz ehrlich es gibt doch auch sogenannte Briefromane. Mir fallen spontan einige ein, die auch aus vielen Chatnachrichten bestehen und dann gibt es natürlich noch das typische Drama, wie wir es aus der Schulzeit kennen. Bei „Romeo und Julia“ beschweren sich auch wenige über die Form. 😉 Natürlich muss man es trotzdem nicht mögen, aber das wirklich als einen Grund aufzuführen, warum Harry Potter doof ist, finde ich auch wieder nicht wirklich in Ordnung. Ich will nicht abstreiten, dass das Lesevergnügen dadurch natürlich nur recht kurz ist. Die guten 330 Seiten fliegen nur so dahin und in einem halben Tag ist man eigentlich durch.
Der Preis.
Harry Potter 8 kostet ca. 20 Euro (auch, wenn das Pfund umrechnet). Keine Frage, es ist ein stolzer Preis, aber für ein Hardcover trotzdem kein Wucher. Ich kenne weitaus dünnere Bücher, die mehr kosten. Es sollte im eigenen Ermessen und Liquidität (und im Fan-Dasein) liegen, ob man sich entschließt das Buch zu erwerben bzw. es sich für einen ersten Eindruck in der Bibliothek oder bei Freunden auszuleihen.
Nochmal zusammengefasst.
Wie Alan Rickman bereits sagte: „After all this years? Always.“ gilt das Gleiche auch für mich. Mit „Harry Potter and the cursed Child“ bekommt ihr eine tolle Geschichte mit Spannung, Emotionen und auch Entwicklung auf allen zwischenmenschlichen Ebenen in der alt bekannten und geliebten Harry-Potter-Welt.
Nach einer gewissen Eingewöhnung an die Form des Skriptes ist ein guter Lesefluss garantiert. Auch in Englisch ist es problemlos lesbar, wobei man sich die englischen Begriffe teilweise ein wenig erschließen muss, wenn man, sowie ich, die ganzen Bücher nur auf Deutsch gelesen hat (jaha, der englische Schuber steht vor allem in meinem Regal, weil er so dekorativ ist) . 😉
Die Form, der Preis, die Tatsache, dass es nicht J.K. Rowling geschrieben hat und so einige andere Kritikpunkte, die ich hier aufgegriffen habe, sollten bitte kein Hinderungsgrund sein, der Geschichte keine Chance zu geben. Ganz klar, ihr würdet etwas verpassen und vielleicht kommt das Theaterstück auch eines schönen Tages zu uns nach Deutschland. 🙂
Am 6. September 2016 erscheinen übrigens vorher noch drei weitere Kurzgeschichten von J.K. Rowling für jeweils 2,99 €, allerdings nur als eBook:
- Kurzgeschichten aus Hogwarts: Macht, Politik und nervtötende Poltergeister (74 Seiten)
- Kurzgeschichten aus Hogwarts: Heldentum, Härtefälle und hanebüchene Hobbys (72 Seiten)
- Hogwarts Ein unvollständiger und unzuverlässiger Leitfaden (85 Seiten)
Was sagt ihr zu Harry Potter 8? Habt ihr es bereits gelesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Wenn nicht, dann freue ich mich trotzdem über jeden Kommentar. 🙂
Ach da sind wir uns ja eigentlich einig. 🙂 Muss zugegeben, dass ich gar nicht mal so viel von dem Gehate mitbekommen habe, weil ich eben – um jegliche Spoiler zu vermeiden – auch absolut gar nichts zum Buch gelesen habe. Keine Rezensionen, Meinungen und sonstigen Berichte. Ich finde, man muss diese Geschichte und die Charaktere eben auch etwas objektiver betrachten – natürlich verändern sich die alten Charaktere, denn – wie du schon geschrieben hast – man wird älter, man verändert sich. Und 19 Jahre sind nunmal nicht wenig. Eigentlich sind es ja sogar 21. Und ich finde, dass sie sich „gut“ verändert haben, sprich, es war immer noch jeweils das alte Ich erkennbar. 🙂
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Ich schaue auch einige Booktuber und da gibt es ein Video, wo das ganze Buch sprichwörtlich durch den Kakao gezogen wird, um mal noch nett auszudrücken. Ich habe die Kommentare dazu gelesen und viele andere haben sich widerum davon beeinflussen lassen. Das finde ich wirklich schade. Leider fand ich die ganzen Argumente nicht wirklich stichhhaltig, daher habe ich mich in meinem Beitrag auch versucht damit mal auseinanderzusetzen. Schön aber, dass du auch die gleiche Meinung vertrittst. 🙂
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