Diogenes Verlag* | Gebundene Ausgabe | Übersetzer: pociao, Roberto de Hollanda | 320 Seiten | 25,00

INHALT:
Die achtzigjährige Edith Goodnough wurde verhaftet. Ihr Nachbar weiß um Ediths Lebenstragödien und die kleinen Lichtblicke, die vielleicht unweigerlich zu diesem Januar 1977 führten: die entbehrungsreiche Kindheit, der Tod der Mutter, der durch einen Unfall abhängige, stets wütende Vater.
MEINUNG:
Ich habe bisher von Kent Haruf nur das Lied der Weite gelesen, auch ein Holt-Roman. Ich mag seinen Schreibstil. Das Band, das uns hält erscheint nun 6. Band, die aber nicht alle aufeinander aufbauen posthum nach dem Tod von Kent Haruf. Eigentlich aber handelt es sich um seinen ersten Roman, der nun erstmals auf Deutsch erschienen ist.
Der Roman ist die Geschichte von Edith Goodnough. Alles beginnt damit, dass die nun 80-jährige Frau verhaftet wird. Um zu verstehen, wie es dazu gekommen ist und was Edith für ein Mensch war, erzählt uns ihr Nachbar ihre Geschichte. Kent Haruf hat dahin gehend auch einen besonderen Erzählstil, denn der Erzähler spricht immer genau zum Leser/ zur Leserin. Das muss man mögen. Es fühle sich beim Lesen so an als würde man direkt mit dem Nachbarn sprechen.
Bei dem Nachbarn handelt es sich um Sanders Roscoe. Nach und nach stellt sich heraus, wie die Beziehung der beiden ist und erfährt gleichzeitig auch Sanders‘ Leben. Das Leben von Edith und Sanders ist mal mehr, mal weniger eng miteinander verbunden, denn Sanders kennt sie ältere Edith schon sein Leben lang. Das macht ihn zur idealen Erzählperson. Edith ist Ende des 19. Jahrhunderts mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrem Bruder von Iowa nach Colorado gekommen als Kind. Damit beginnt für die Familie ein sehr hartes Leben auf der Farm. Die Mutter stirbt früh. Der cholerische Vater kann keinen Haushalt führen und schon frühzeitig muss Edith übernehmen. Ediths großes Pflichtbewusstsein hält sie immer auf der Farm, vor allem als der Vater nicht mehr mitarbeiten kann und ihr Bruder ein paar Jahre absetzt, um sein eigenes Leben zu führen. Edith bleibt und hält sie Stellung. Es hat mich sehr berührt, dass sie das durchhält und vor allem auch den tyrannischen Vater, der ihr sogar das eigene Liebesglück untersagt. Nach heutigen Maßstäben sind Ediths Entscheidungen vielleicht schwer nachvollziehbar, aber sie ist eine Frau ihrer Zeit und genau so muss man es auch betrachten. Man sie dafür nur respektieren, dass sie in einigen Zeiten die Farm fast allein führt.
FAZIT:
Das Band, das uns hält ist die Geschichte einer Frau Ende des Anfang des 20. Jahrhunderts, die in Colorado das Leben einer Farmerin führt und dieses Leben ist hart, entbehrungsreich und lässt nicht viel Platz für eigene Wünsche. Ein ruhiger Roman, der dennoch ganz viele Emotionen transportiert und tiefe Einblicke gibt.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Diogenes Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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Ein Kommentar zu „Rezension „Das Band, das uns hält“ – Kent Haruf“