Bastei Lübbe Verlag* | Übersetzerin: Thorsten Alms |Gebundene Ausgabe | 448 Seiten | 22,90 €

INHALT:
Billy und Dogge sind seit Kindesbeinen eng befreundet. Dass sie aus sehr unterschiedlichen Elternhäusern kommen, hat sie nie gestört. Während Dogge meist von seinen wohlhabenden Eltern allein gelassen wurde, ist Billy, aus einer Einwandererfamilie stammend, umgeben von einer Bastion der Liebe aufgewachsen. Als kriminelle Banden Billys Wohnviertel mehr und mehr beherrschen, werden sowohl Dogge als auch Billy rekrutiert. Allzu gerne schließen sich die beiden an – angelockt durch schnelles Geld und leichten Zugang zu Drogen. Doch dann will Billy mit Hilfe seiner Mutter aussteigen …
MEINUNG:
Mit zitternden Händen ist mir in Hände gefallen, weil ich einfach gerne skandinavische Spannungsliteratur lese. Es wird zwar als Roman betitelt, aber der Inhalt versprach doch einige Spannung.
Alles beginnt damit, dass ein Anruf bei der Polizei eingeht, dass ein Junge auf einem Spielplatz erschossen worden ist. Dieser Junge ist Billy. Der Anruf kam von seinem besten Freund Dogge. Beide sind seit ihrer Kindheit befreundet, stammen aber aus sehr unterschiedlichen familiären Verhältnissen und auch Kulturen. Dogge stammt aus einer sehr wohlhabenden, weißen Oberschicht Familie und Billy ist eines von vielen Geschwistern aus einer Einwanderungsfamilie. Billy stammt aus Varinge, einem prekären Vorort von Stockholm. Sowohl Dogge als auch Billy werden für Drogenhandel rekrutiert. Doch eines Tages will Billy aussteigen…
Über allem schwebt die Frage, wie konnte das mit Billy passieren und ist Dogge der mögliche Täter. Falls ja, wie konnte die langjährige Freundschaft der beiden so enden. Billy lernt man nur noch über Erzählungen kennen. Es gibt immer wieder Rückblicke, in denen man erfährt, wie die Freundschaft der beiden begann und was die beiden ineinander gesehen haben. Es war sehr spannend, dass beide ganz unterschiedliche Dinge aneinander geschätzt haben. Dogge ist als Einzelkind nämlich scheinbar relativ einsam, denn sein Vater ist gestorben und seine Mutter ist schwer depressiv. Ich fand gegen Ende des Buche sehr stark, wie die Autorin Dogges Mutter zu Wort hat kommen lassen, so dass man auch verstanden hat, was ihre Beweggründe sind. Auch Dogge wird authentisch, verletzbar und mit aller Ehrlichkeit dargestellt, ohne allerdings zu Werten.
Die Autorin betrachtet auch das ganze gesellschaftliche Konstrukt zwischen dem Leben in Vororten als Personen mit Migrationshintergrund. Sie schildert schonungslos die Verhältnisse in diesen Orten und wie die organisierte Kriminalität dort Einzug gehalten hat. Nicht einmal andere Personen, die ebenfalls einen Migrationshintergrund besitzen, bleiben davon verschont. Es gibt einen weiteren Nebencharakter, der ein Lebensmittelgeschäft besitzt. Dogge und Billy klauen dort ganz offensichtlich und der Besitzer, Sudden, ist dagegen machtlos. Noch schlimmer ist es, dass auch aufgezeigt wird, wie machtlos die Polizei teilweise ist. Das zu lesen ist wirklich erschütternd. Erschütternd fand ich auch, was für „Lösungen“ dafür gefunden werden, die nicht dem Täter schaden, sondern die vorsehen, dass Opfer und deren Familie in Sicherheit gebracht werden müssen.
FAZIT:
Mit zitternden Händen ist eine erschütternde Geschichte, die gleichzeitig eine gesellschaftliche Milieustudie darstellt, die erschreckt realistisch wirkt und gleichzeitig ist die Geschichte einer Freundschaft, die tragisch endet. Ich mochte vor allem den Erzählstil und dass die Autorin so viele Charaktere eingebracht hat, sodass man deren Sichten und Beweggründe auf die Geschehnisse bekommen hat.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Bastei Lübbe Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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Ein Kommentar zu „Rezension „Mit zitternden Händen“ – Malin Persson Giolito“