Eichborn Verlag* | Gebundene Ausgabe | Übersetzung: Milena Adam | 304 Seiten | 24,00 €

INHALT:
In nur einem Augenblick verschwinden auf der ganzen Welt alle Menschen mit einem Y-Chromosom – urplötzlich, ohne jede Spur. Auch Jane hat ihren Mann und ihren kleinen Sohn verloren. Voller Panik sucht sie die einzige Person auf, von der sie sich Hoffnung verspricht: Evangelyne, die charismatische Anführerin einer politischen Untergrundbewegung, mit der sie eine alte Freundschaft verbindet. Gemeinsam erschaffen sie und all die übrigen Frauen eine völlig neue Gesellschaft – eine friedliche, sichere Welt. Doch dann tauchen höchst verstörende Videos der verschwundenen Männer und Jungen auf, und als Jane einen Weg erkennt, sie zurückzuholen, muss sie sich fragen: Wäre sie bereit, diese neue Welt dafür zu opfern?
MEINUNG:
Das Verschwinden hat mich eigentlich auf Grund des Covers angesprochen und ich hatte zunächst angenommen, dass es irgendwie ein Naturroman sein wird, aber weit gefehlt.
Die Geschichte beginnt damit, dass plötzlich alle Männer (auch Kinder und Transfrauen) verschwunden sind. Selbst Frauen, die mit Jungen schwanger sind, erleiden Fehlgeburten. Die Männer sind zwar verschwunden, aber nach ein paar anfänglichen Störungen, läuft das Leben aber dann ganz gewohnt weiter. Es wird z.B. spürbar bei Flügen, denn Piloten sind nun mal zu großen Teilen Männer und auch anderen handwerklichen Berufsfeldern. Auch Führungspostionen bleiben unbesetzt. Es gibt immer wieder Einschübe zu „The Men“ einem YouTube Kanal, in dem die Männer scheinbar noch am Leben sind. So ganz hat sich mir diese Idee nicht erschlossen und ich habe das meistens überblättert. „The Men “ wirkt wir eine Parallelwelt. Der Roman ist ein Gedankenexperiment, wo Frauen sich damit beschäftigen müssen, inwieweit sie Männer auch wieder zurück haben wollen würden. Was wären sie bereit zu opfern? Spannend ist vor allem zu beobachten, wie die Welt plötzlich eine andere wird und wie das Leben einfach weiter geht.
Was mich richtig in den Bann gezogen hat waren die Geschichte von Jane und von Evangelyn und ihre Verbindung zueinander. Deren beider Geschichte hätte mir schon als Roman gereicht. Die Autorin erzählt deren Geschichte nicht so stringent, sondern wir sind immer in der Gegenwart und pendeln dann zurück in die Vergangenheit von beiden Frauen bis sich dann ein ganzes Bild ergibt. Diese Lesart macht allerdings auch anspruchsvoll, denn die Autorin pendelt auch immer wieder zu anderen Szenen. Volle Aufmerksamkeit ist hier auf jeden Fall gefordert. Beide Frauen sind sehr vielschichtig und auch kontrovers zu betrachten, da sie beide verurteilte Straftäterinnen sind und ich sie aber trotzdem sympathisch fand. Evangelyn hat auch eine große Strahlkraft, die viele Personen anzieht. Es gibt weitere Erzählstimmen wie Blanca, Ruth, Alma und Ji-Won, welches auch interessant fand, aber sie bleiben trotzdem hinter Jane und Evangelyn zurück. Im Laufe des Romans kommen aber alle Personen zusammen. Natürlich gibt hier auch Liebesbeziehungen, daher kann den Roman auch als queer einordnen.
FAZIT:
Das Verschwinden ist kein leichtes Buch, welches man mal eben so nebenbei liest, denn es relativ komplex auf den 300 Seiten. Es gibt zwei Hauptcharaktere, deren Leben erst nach und nach erzählt wird und ich dann auch die Zusammenhänge verstanden habe. Die Idee, dass es plötzlich keine Männer mehr gibt, fand ich interessant, aber manchmal gar nicht so präsent hinsichtlich der Folgen, dennoch bewundere ich die Ideen der Autorin und die Denkanstöße, die sie mit dem Buch gibt.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Eichborn Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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Ein Kommentar zu „Rezension „Das Verschwinden“ – Sandra Newman“