Rezension „Bright Young Women“ – Jessica Knoll

Eichborn Verlag* | Broschierte  Ausgabe | Übersetzung: Jasmin Humburg | 501 Seiten | 18,00 € 

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INHALT:

Ein Samstag im Jahr 1978 in Florida: Mitten in der Nacht dringt ein Mann in ein Studentinnenwohnheim ein. Er geht von Zimmer zu Zimmer und tötet mehrere Bewohnerinnen. Schon bald wird er als einer der bekanntesten Serienmörder der USA bekannt sein. Doch er wurde bei seiner Tat beobachtet.

Die Überlebenden, darunter Hauptzeugin Pamela Schumacher, wird diese Nacht für immer verändern. Sie sind alle zum Opfer geworden. Aber sie erzählen hier ihre Perspektiven, sie bleiben Herrinnen ihrer Geschichten. Und sie jagen den Täter auf eigene Faust – gegen Widerstände aus Justiz und Polizei; gegen die öffentliche Meinung, die den Serienmörder idolisiert.

MEINUNG:

Jessica Knoll hat mich mit Ich.bin.so.glücklich sehr begeistert und ich habe mich schon lange gefragt, ob von ihr nochmal etwas Neues erscheinen wird, umso mehr habe ich mich gefreut als Bright Young Woman angekündigt worden ist.

Der Erzählstil ist anspruchsvoll. Man braucht hier die volle Aufmerksamkeit. Ich habe das Buch erst im zweiten Anlauf durchgelesen, weil ich mich im ersten Durchgang nur schwer konzentrieren konnte. Anspruchsvoll machen es die Zeitsprünge und dass eben jene Tina in 1978  mit Pamela zusammen Nachforschungen anstellt und in der Vergangenheit mit Ruth, ihrer Freundin, ein paar Jahre früher. Diese Sicht ist auch aus Ruth‘ Perspektive geschrieben. Die Autorin macht es teilweise so geschickt, dass die Kapitel zwischen den gleichen Orten wechseln, so dass man einmal in der Vergangenheit ist mit Ruth und Tina  und einmal 1978, wo die Vergangenheit erforscht wird durch Pamela und Tina. Ich empfand es als einen sehr besonderen Clou, aber es braucht volle Konzentration. Dazu gibt es noch eine Gegenwartsperspektive, die 2018 spielt, denn es fehlt immer noch Ruth‘ Leiche.

Die Autorin nennt den bekannten Serienmörder, Ted Bundy,  nie mit Namen, was ich richtig stark fand, denn so gibt sie den Opfern endlich den Raum, den sie eigentlich verdienen würden. Häufig liegt die Faszination nämlich fast ausschließlich auf den Tätern und niemand kann sich an die Namen der Opfer erinnert. Erschreckend auch, wie wenig vor allem Pamela und Tina auch Ernst genommen werden. Sie vermischt sehr geschickt reale und fiktive Ereignisse, wobei ich mich noch nie so tief mit Ted Bundy beschäftigt habe, dass ich sage könnte, was real davon ist. Bright Young Woman ist kein Thriller, auch kein sogenannter True-Crime. Spannung gab es für mich nur im letzten Drittel als die Gerichtsverhandlung war. Die Autorin legt den Fokus auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge der 1970er Jahre in den USA, was vor allem bei Ruth spürbar war. Diese muss sich vor allem von ihrer Mutter einiges anhören, vor allem als sie hat scheiden lassen und wird von dieser einfach klein gehalten. Beim Lesen wurde ich oft wütend. Ein bisschen ist daher auch eine Geschichte der Emanzipation mit starken Frauencharakteren. 

FAZIT:

Bright Young Woman bringt eine wichtige Sicht auf die Opfer und deren Angehörige eines Serienkillers. Diese werden oft mit einer großen Faszination betrachtet, wobei die Opfer fast niemand kennt. Jessica Knoll gelingt es geschickt in der Mischung von Fiktion und Realität diese Sichtweise darzustellen. Eine anspruchsvollen, aber sehr lohnend Lektüre.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Eichborn Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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