Aufbau Verlag* |Übersetzerin: Ki-Hyang Lee | Gebundene Ausgabe | 204 Seiten | 23,00 €

INHALT:
In einem Klassenzimmer in Seoul beobachtet eine junge Frau ihren Griechischlehrer. Sie versucht, zu sprechen, aber sie hat ihre Stimme verloren. Ihr Lehrer fühlt sich zu der stummen Frau hingezogen, denn er verliert von Tag zu Tag mehr von seinem Augenlicht. Bald entdecken die beiden, dass ein tiefer Schmerz sie verbindet. Sie hat in nur wenigen Monaten sowohl ihre Mutter als auch den Kampf um das Sorgerecht für ihren neunjährigen Sohn verloren. Für ihn ist es der Schmerz, zwischen Korea und Deutschland aufzuwachsen, zwischen zwei Kulturen und Sprachen hin- und hergerissen zu sein. Langsam entdecken die beiden ein tiefes Gefühl der Einheit, und ihre Stimmen überschneiden sich mit verblüffender Schönheit.
MEINUNG:
Bisher habe ich jedes Buch von Han Kang gelesen. Natürlich habe ich Die Vegetarierin gelesen. Am liebsten mochte ich allerdings Deine kalten Hände und würde dies auch immer zum Einstieg empfehlen. Dieses Jahr hat sie nun verdient den Literaturnobelpreis gewonnen. Sehr verdient, wie ich finde und zum ersten Mal kann ich sagen, dass ich die Gewinnerin kenne und sogar schon etwas von ihr gelesen habe. Ich habe es zum Anlass genommen endlich Griechischstunden zu lesen.
Die Geschichte wechselt zwischen der Sicht der namenlosen jungen Frau und des ebenso namenlosen Griechischlehrers. Sie kann nicht sprechen (ist aber nicht stumm) und er verliert langsam sein Augenlicht. Es ist eine relativ spannende Kombination, auf die ich sehr gespannt war, wie sich die beiden annähern und miteinander kommunizieren werden. Es ist allerdings keine ausdrückliche Liebesgeschichte. Ich fand es daher wenig schade, dass die Geschichte dann schon wieder zu Ende war als die beiden Protagonisten sicher näher gekommen sind. Es gibt einen kleinen Lichtblick, der auf eine gemeinsame Zukunft hoffen lässt, aber ich hätte mir gerne mehr gewünscht. Beide erschienen mir als verlorene Seelen, die vor allem durch ihre Handicaps immer mehr in die Isolation abrutschen. Wie so oft in asiatischer Literatur war die Einsamkeit wieder zum Greifen nah. Beide haben auch einen großen Schmerz in sich. Sie hat das Sorgerecht für ihr Kind und ihre Mutter verloren. Er fühlt sich hin- und her gerissen zwischen Deutschland, wo er aufgewachsen ist und Korea, wo er ursprünglich herkommt und wo er wieder zurück gekehrt ist, um nicht mehr so anders zu sein. Leider ist auch das manchmal ein Trugschluss. Den Griechischunterricht kann nur ich nur als Mittel der Annäherung und der möglichen Kommunikation zwischen den beiden werten, denn etwas anderes hat sich mir nicht erschlossen. Ich habe selbst auch nicht viel übrig für Sprachen und leider schon gar nicht für Altgriechisch. Mir hat gefallen, dass der Roman auch tw. ein Briefroman war, wo er seinen Lieben Briefe geschrieben hat. So hat man viel über ihn und seine Beziehungen erfahren.
FAZIT:
Griechischstunden ist für mich als handlungsgetriebene Leserin auf jeden Fall eine Herausforderung gewesen, auch wenn es sprachlich sehr gut und außergewöhnlich ist. Ich würde es dennoch nicht als Einstieg in die Werke von Han Kang empfehlen.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Aufbau Verlag* über NetGalley* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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Ein Kommentar zu „Kurz-Rezension „Griechischstunden“ – Han Kang“