Kurz-Rezension „Junikinder“ – Marcus Jarl

S. Fischer Verlag* | Broschierte Ausgabe | Übersetzer: André Wilkening | 544 Seiten | 18,00 € 

INHALT:

Das Leben der Kinderkrankenschwester Julia Bergman droht endgültig aus den Fugen zu geraten. Als wäre ihre Arbeit auf einer Frühgeborenenstation in Stockholm für die alleinerziehende Mutter nicht schon stressig genug, droht ihr Ex damit, das alleinige Sorgerecht für ihren Sohn zu beantragen. Das Fass droht überzulaufen, als plötzlich ihr Schwager Henrik im Kreißsaal vor ihr steht. Doch bei der Frau, deren Kind viel zu früh auf die Welt kommt, handelt es sich nicht um Julias ältere Schwester Liv. Julia steckt in einem Dilemma: Einerseits wird sie durch die Schweigepflicht zur Mitwisserin, andererseits hat sie Liv versprochen, immer an ihrer Seite zu stehen. Das scheinbar perfekte Leben ihrer Schwester bekommt Risse und Julias Verhältnis zu Liv wird wieder einmal auf eine harte Probe gestellt. Eine bewegende Geschichte über Vertrauen, Enttäuschung, die tiefe Verbundenheit unter Geschwistern und weibliche Solidarität.

MEINUNG:

Ich bin auf Junikinder durch Zufall aufmerksam geworden, da ich die Geschichte recht ungewöhnlich fand und wissen wollte, wie der Autor hier rangehen wird.

Es geht um drei Frauen und einen Mann: Julia Bergman, ihre ältere Schwester Liv und der Frau, die von Livs Mann Hendrik ein Kind bekommt, welches auf der Neonatologie, wo Julia arbeitet, landet. Obwohl es aus mehreren Sichten geschrieben ist, war für mich Julia doch ein bisschen der Hauptcharakter. Gleich zu Anfang breitet sich der zentrale Konflikt aus, in dem Julia sich plötzlich um das neugeborene Kind von ihrem Schwager Hendrik kümmern muss. Allerdings ist ihre Schwester Liv nicht die Mutter. Damit beginnt eine sehr schwierige Zeit für Julia, denn sie darf ihrer Schwester auf Grund der Schweigepflicht nichts sagen und Hendrik setzt sie auch noch unter Druck bzgl. des möglichen Sorgerechtverlusts für Julias Sohn. Für mich war es wirklich hart, weil ich mich immer gefragt habe, wie wird diese Geschichte ausgehen und habe mir gewünscht, dass die Story ans Licht kommt ohne das Julia ihre Job verliert. Natürlich wollte ich auch, dass jemand wie Hendrik dafür seine gerechte Strafe bekommt. Der Autor hat dies in meinen Augen am Ende gut ausgelöst. Ich habe selten ein Buch von einem Mann gelesen, welches so gut in Frauen hinein fühlt und auch ganz klar hier den Mann als „Täter“ deklariert. Spannend ist auch der tiefe Einblick in die Arbeit auf der Frühgeborenenstation und wie wichtig diese Arbeit von Julia ist.

Die Teile in der Vergangenheit waren mir manchmal ein bisschen zu langatmig, vor allem im zweiten Drittel des Buches, dennoch geben sie einen tiefen Einblick in das Verhältnis der beiden Schwestern und wie sich deren jeweilige Leben entwickelt haben. Danach versteht man die beiden Frauen, warum sie in der Gegenwart genau so handeln und denken. Dadurch wird auch das Schwesternverhältnis deutlicher, denn es war in der Vergangenheit deutlich besser als heute. Liv erscheint als die Schwester mit dem perfekten Leben mit dem perfekten Mann. Julia dagegen ist alleinerziehend, berufstätig im Schichtbetrieb und muss sich noch dem Terror von ihrem Ex-Partner aussetzen. Es wird auch deutlich, dann in Julia eine gewisse Ambivalenz herrscht, denn sie weiß nun, dass Livs Leben nicht so perfekt ist und die Solidarität der beiden wird auf die Probe gestellt.

FAZIT:

Junikinder ist ein spannender, intensiver Pageturner ohne dabei ein Thriller zu sein. Der Roman gibt einen tiefen Einblick und arbeitet die Wichtigkeit auf die Arbeit auf der Frühgeborenenstation (Neonatologie). Die Geschichte von drei Frauen, vor allem von zwei Schwestern,  die unfreiwillig durch einen Mann miteinander verbunden sind, hat mich von Anfang für sich eingenommen und ich bin so froh, dass der Autor hier ein für mich gutes Ende gefunden hat.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Fischer Verlag* über NetGalley* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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