S.Fischer Verlag* | Gebundene Ausgabe | 192 Seiten | 24,00 €

INHALT:
»Motte« wird die Ich-Erzählerin von ihrem Vater genannt. Der Vater ist Arbeiter, Spieler, Trinker. Eigentlich hat Motte sogar zwei Väter: den einen, der schnell rennen kann, beim Spielen alle Verstecke kennt und sich auf alle Fragen eine Antwort ausdenkt. Und den anderen, der von der Werkshalle ins Büro versetzt wird, damit er sich nicht volltrunken die Hand absägt. Und das mit dem Alkohol, sagt die Mutter, war eigentlich bei allen Männern in der Familie so.
Auch Motte trinkt längst mehr, als ihr gut tut. Schon als Kind hat sie beim Schützenfest Kellnerin gespielt und die Reste getrunken, bis ihr warm wurde. Jetzt, als junge Frau, schläft sie manchmal im Hausflur, weil sie mit dem Schlüssel nicht mehr das Schloss trifft. Ihr Freund stützt sie, aber der kann meistens selbst nicht mehr richtig stehen. Nur ihr Bruder, der Erzieher geworden ist, schaut jeden Tag nach ihr. Als bei ihrem Vater Krebs im Endstadium diagnostiziert wird, sucht Motte nach einem Weg, sich zu verabschieden – vom Vater und vom Alkohol.
MEINUNG:
Ich habe mich ein bisschen gescheut Das Schwarz an den Händen meines Vaters zu lesen, weil ich selbst familiär vorbelastet bin, was Alkoholsucht angeht und immer nicht weiß, was solche Bücher emotional mit mir machen und wie bereit ich für einen solchen Lesestoff bin.
Der Alkoholismus scheint in dieser Familie vorher bestimmt zu sein. Auch der Vater des Vaters von der Ich-Erzählerin „Motte“ hat getrunken, wie man in einem kurzen Rückblicken erfährt. Die Gesichte springt immer wieder zwischen den Zeiten hin und her. Wir pendeln zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Autorin hat das virtuos miteinander verbunden, ohne dass man den Faden verliert. Es ist relativ schnell klar, dass der Vater sterben wird. Auch wird schnell deutlich, dass Motto selbst ein Alkoholproblem hat und ihr Leben nicht so gut auf die Reihe bekommt und selbst Partner mit Alkoholproblemen hat. Der Roman ist wirklich keine leichte Kost und ich kann mir vorstellen, dass es einige Lesende auch triggert, dennoch ist das Thema unfassbar wichtig. Die Autorin lässt uns hier ganz nah ran, beschönigt nichts, aber es wird auch deutlich wie sehr Motte ihren Vater liebt und wir die Familie trotz allem weiter besteht.
Ich habe beim weiteren Lesen, vor allem als es mit dem Vater zu Ende ging, immer mehr einen Kloß im Hals gehabt und das passiert mir wirklich selten. Leider sterben auch noch andere Personen. Ich war mit traurig für diesen Menschen, der mit seiner Sucht der Familie riesige Probleme beschert hat und alle Familienmitglieder für immer geprägt hat. Mich hat die Liebe bewegt, die ihm trotz allem entgegen gebracht wurde und ich musste daran denken, dass Menschen mehr sind als ihre Süchte, was hier wunderbar rüber gekommen ist und es aber gleichzeitig so schwer ist für die co-abhängigen Angehörigen.
FAZIT:
Das Schwarz an den Händen meines Vaters ist keine leichte Kost, dennoch habe ich es in einem Rutsch gelesen. Die Alkoholsucht der Ich-Erzählerin und der Vaters hat mir viel mit mir gemacht und aufgewühlt. Ein so schwieriges Thema hat die Autorin einfach richtig gut umgesetzt. Zurecht hat das Buch eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2025 verdient und bekommt hoffentlich so die nötige Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von S. Fischer Verlag* über NetGalley* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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