Rezension „Ein unendlich kurzer Sommer“ – Kristina Pfister

Fischer Verlag* | Broschierte Ausgabe | 368 Seiten | 16,0 € | Amazon* und im örtlichen Buchhandel

41AcIJ2BGDL._SX312_BO1,204,203,200_

INHALT:

Wo soll man eigentlich hin, wenn man vor sich selbst davonläuft? In irgendeinen Zug einsteigen und bis zur Endstation fahren? So jedenfalls landet Lale auf dem heruntergekommenen Campingplatz an diesem See, der fast zu schön ist. Sie hilft dem alten, grantigen Besitzer Gustav beim Renovieren der maroden Bäder, füttert die flauschigen Kaninchen, trägt jeden Tag die gleiche, alte Latzhose und schweigt.
Bis Christophe diese vermeintliche Ruhe durcheinanderbringt. Christophe mit den dunklen Augen, angereist vom anderen Ende der Welt, auf der Suche nach seinen Wurzeln. Christophe, der zu spüren scheint, was Lale fühlt.
Gemeinsam erleben sie den einen Sommer, der bleibt: Flirrende Hitze, glitzerndes Wasser, gemeinsame Floßfahrten, ausgeblichenes Haar.

MEINUNG:

Das Buch war mir schon länger in der Verlagsvorschauen aufgefallen. Ohne, dass ich den Klappentext gelesen habe, war mir klar, dass ich das Buch lesen wollte. Der Titel versprach ein Buch für den Sommer.

Protagonistin Lale landet nach einer Zugfahrt irgendwo im Nirgendwo. Ich würde hier auf Süddeutschland tippen, auch wenn der Ort nicht näher benannt wird. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, die es in dem kleinen Ort eigentlich nicht wirklich gibt, trifft beim Aldi auf Gustav. Der sagt, sie kann bei ihm auf dem Campingplatz schlafen. Koste und Logis frei, wenn sie ein bisschen mit anpackt. Gleichzeitig findet Christophe auf der andere Seite der Erde nach dem Tod seiner Mutter heraus, dass Gustav sein Vater ist und macht sich auf dem Weg zu ihm. Lale und Gustav treffen also aufeinander und die Geschichte nimmt seinen Lauf.

Ein unendlich kurzer Sommer ist keine reine Liebesgeschichte, sondern viel mehr. Es wird schnell klar, dass Lale einen großen Verlust erlitten hat, den sie einfach nicht verkraftet. Sie ist förmlich aus ihrem Leben heraus geflohen. Für ihre Mitmenschen ist das nicht sicher nicht leicht, denn sie meldet sich einfach nicht und ist sprichwörtlich offline. Lale ist ziemlich verschlossen und es schwer Zugang zu ihr zu finden. Das klappt aber mit Gustav sehr gut, denn der ist auch ziemlich schweigsam und häufig auch nicht besonders nett zu seinen Mitmenschen und seinen Nachbarn. Vor allem nicht zu Flo, der seine Kaninchenzucht bei ihm betreibt. Dennoch arrangieren sich alle miteinander bis Christophe, Chris genannt, von der Insel La Reunion eintrifft. Ich habe mich gefreut, dass die Autorin diesen Ort gewählt hat, denn ich habe dort meine Flitterwochen verbracht.

Chris hat gerade seine Mutter verloren und muss zudem noch feststellen, dass sein Vater nicht auch sein Erzeuger ist. Genauso wie Lale stellt auch Chris der Verlust der Mutter vor die Frage, wie es nun mit seinem Leben weiter gehen soll, wenn auch anders. Chris hat sein Leben in den letzten Jahren aufgegeben, um für die demente Mutter da sein zu können. Chris‘ Verlorenheit und auch sein Liebenswürdigkeit gingen mir sehr zu Herzen. Er macht im Gegensatz zu Lale kein Hehl um seine Schwächen (wie z.B. eine schlimme Reisekrankheit) und auch nicht um seine Gefühle. Im Gegensatz zu Lale ist er deutlich offener. Zwischen den beiden entwickelt sich eine innige Zuneigung, aber Lale verheimlicht ihm noch ihre private Verhältnisse, was ich nicht so gut fand.

Der Ton des Buches ist durchgängig sehr melancholisch und atmosphärisch. Der Sommer an dem zu Campinglatz zugehörigen See war praktisch auf der Haut spürbar, aber es lagen auch die Verluste der verlorenen geliebten Mitmenschen in der Luft sowie sich abzeichnende weitere Verluste. Dennoch wurde auch gezeigt, dass völlig fremde Menschen zu einer Gemeinschaft, wenn nicht sogar als selbst gewählte Familie zusammen wachsen könne. Eine Familie, in der man sich gegenseitig akzeptiert, so wie man ist.

FAZIT:

Ein unendlich kurzer Sommer ist eine atmosphärische Geschichte über Verluste und Neuanfänge. Sie zeigt, dass der Tod von Mitmenschen auch dazu führen kann, dass sich neue Beziehungen ergeben und dass es nie zu spät ist einen Neuanfang zu wagen. Eine Empfehlung für alle, die Sommergeschichten lesen, die ein bisschen Melancholie enthalten.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise vom Fischer Verlag* über Lovelybooks* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

*Folgende Verlinkungen kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

2 Kommentare zu „Rezension „Ein unendlich kurzer Sommer“ – Kristina Pfister

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s