Rezension „Geordnete Verhältnisse“ – Lana Lux

Hanser Berlin Verlag* | Gebundene Ausgabe | 288 Seiten | 23,00 € 

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INHALT:

Wenn man seine Heimat verlassen muss, kommt es immer darauf an, wo man landet und welche Leute man kennenlernt. Faina landet in einer deutschen Kleinstadt und lernt in der Schule Philipp kennen, einen Jungen mit Wutausbrüchen, der Pflanzen lieber mag als Menschen, sich aber sehnlichst einen Freund wünscht. Faina soll dieser Freund werden, also bringt er ihr Deutsch bei, und wie man Weihnachten richtig feiert. Er macht sie zu seiner Faina. Jahre später ist Philipp der Typ mit Eigentumswohnung und fester Freundin, und Faina steht als verlassene, verschuldete Schwangere vor seiner Tür. Er lässt sie hinein, doch zu welchem Preis? 

MEINUNG:

Lana Lux gehört auf jeden zu den Autorinnen, von denen ich jedes Buch lesen würde. Nun musste ich nach Kukolka und Jägerin und Sammlerin nun lange auf eine neues Buch warten. Dementsprechend war meine Vorfreude riesig auf Geordnete Verhältnisse.

Die Geschichte ist in drei Teile eingeteilt, was ich gleichzeitig sehr logisch und genial fand. Als erstes lernen wir Philipp aus der Ich-Perspektive kennen. Ich muss sagen, dass ich absolut begeistern davon war, wie gut Lana Lux hier aus dieser Ich-Perspektive geschrieben hat und sich in einen Mann bzw. einen Mann wie Philipp „reinfühlen“ konnte. Philipp wirkte für mich zunächst nicht unbedingt der Durchschnittsmann. Seine Kindheit war nicht einfach mit einer alleinerziehenden, alkoholabhängigen Mutter. Philipp hat auch ein paar gesundheitliche Themen, die ihm bis in das Erwachsenenalter Scham verursachen. Das Verhältnis zu Frauen ist schwierig. Schon im ersten Teil ist durchaus sichtbar, dass er misogyn ist. Außer Faina interessiert ihn eigentlich keine Frau. Generell hat er kein großes sexuelles Interesse, auch an Faina nicht. Kontrolle und Macht sind ihm sehr wichtig. Außerdem führen kleinste Situationen dazu, dass er ausrastet. In diesem ersten Teil schwimmt schon so eine unterschwellige Ahnung auf das was noch kommen wird.

Auch Fainas zweiter Teil ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Ich fand sehr beeindruckend, dass man es sogar in der Art der Sprache merkt, dass wie hier in anderen Gedanken sind. Generell ist man sowohl an Faina als auch an Philipp sehr nah dran, was ich sehr mag und was auch schon nach wenigen Seiten einen großen Sog ausgelöst hat bei mir. Faina hat einen ukrainischen Migrationshintergrund. Auch ihre Kindheit war nicht einfach. Faina und Philipp waren schon früh füreinander eine Art Rettungsanker. Mir fiel es schwer die Beziehung der beiden so richtig auf Augenhöhe zu betrachten. Vor allem als Faina vor Philipps Tür steht, schwanger, obdach- und mittellos ist. Freunde scheiden aus und ihren Eltern sind auch keine große Hilfe, denn die hätten lieber, dass sie abtreibt. Zwischen Faina und Philipp gab es in der Vergangenheit mal einen sehr großen Bruch, bei dem Faina die richtige Entscheidung getroffen hat, dennoch war auch nachvollziehbar, dass sie in einer Notsituation steckt. Faina mochte ich im Gegensatz zu Philipp sofort. Sie ist eigentlich das komplette Gegenteil. Sie ist kompliziert, aber sie genießt auch das Leben.

Der dritte Teil geht dann die beiden und wie es weiter geht, nach dem Faina vor Philipp Tür stand. Mehr will ich dazu hier auch gar nicht verraten, außer dass nach den beiden „Kennenlernen“ Teilen der härteste Teil ist. Eigentlich hätte ich es mir denken können, dass das Buch so enden wird. Die Autorin hat gut darauf hingearbeitet, aber ich war trotzdem schockiert und traurig. Leider ist genau das harte Realität. Meiner Meinung nach hat Lana Lux sehr herausgearbeitet, wie es soweit kommen kann, dass Frauen bei gewalttätigen Partnern bleiben und das ein Loskommen nicht so einfach ist, was auch an unseren gesellschaftlichen Strukturen liegt.

FAZIT:

Geordnete Verhältnisse haben ich praktisch an einem Tag gelesen, wenn da nicht der Schlaf dazwischen gekommen wäre. Die Autorin nimmt uns sehr nah mit an die beiden Charaktere. Unterschwellig ist von Anfang klar, dass es nicht gut ausgehen wird, aber ich war doch ziemlich schockiert und es hinterlässt bei mir einen bitteren Beigeschmack. Jetzt heißt es wieder Warten.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Hanser Berlin Verlag* über Lovelybooks* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

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