Highlight „Mama & Sam“ – Sarah Kuttner

S. Fischer Verlag* | Gebundene Ausgabe | 288 Seiten | 24,00 € 

INHALT:

Eine Tochter steht in der Wohnung ihrer plötzlich verstorbenen Mutter. Die Mutter ist fort, ihre gesamten Ersparnisse auch. Was bleibt, sind Fragen: Warum ist die Wohnung so chaotisch, der Briefkasten so voll? Und wie ist es überhaupt möglich, seine eigene Mutter an einen Heiratsschwindler zu verlieren? 

Also liest die Tochter die Nachrichten, die nicht für sie bestimmt waren, liest Dinge über sich selbst, die sie nie wissen wollte. Und doch, ganz langsam, füllt sich die Leerstelle mit einer Nähe, wie sie beiden zu Lebzeiten nicht möglich war. 

 

MEINUNG:

Sarah Kuttner ist eine Person, die mich seit meiner Jugend begleitet und deren Bücher ich schon alle gelesen habe. Besonders ihr letzter Buch Kurt hat mich sehr berührt und gezeigt, dass sie emotional tiefe Geschichten schreibt. Ich kaufe jedes Buch von ihr und habe mich auf Mama & Sam sehr gefreut.

Die Geschichte beginnt mit dem Tod der Mutter. Die Kapitel springen immer wieder vor und zurück, aber es durch eine Monatszeitleiste am Anfang der Kapitel gut erkennbar, wo man sich befindet. Es ist schnell klar, dass das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter schwierig war sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenen Alter. Für mich war das nachvollziehbar beschrieben. Dadurch entstand auch eine gewisse Entfremdung zwischen den beiden Frauen. Als Puffer dazwischen ist immer die Tante bzw. Schwester der Mutter. Durch die nachträgliche Sichtung der Chats mit dem Love Scammer und des Nachlasses ihrer Mutter, schafft eine ungewollte Intimität und auch nochmal das Entdecken von Seiten an ihrer Mutter, die zu Lebzeiten nicht gekannt hat. Seiten, die sie nicht an ihr erlebt hat. Außerdem schweben die Unklarheiten über die letzten Tage ihrer Mutter, denn Todeszeitpunkt und einige Indizien passen nicht zusammen. 

Für mich war das Buch ein Page Turner, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es soweit kommen kann, dass vor allem ältere Frauen auf solche Maschen reinfallen und ihr ganzes Geld an solche Personen überweisen. Mittels Chats sind wir ganz nah dran, genauso wie die Protagonistin. Es fühlt wie ein Eindringen an, aber man kann auch nicht aufhören. Es ist oft schmerzhaft die Chats zu lesen, denn der Mann behandelt sie offensichtlich schlecht und die Masche ist erkennbar. Es werden auch die Dynamiken deutlich, wie so etwas auf Dauer funktioniert, nämlich durch Manipulation, Gaslighting etc. und alles basierend auf dem Bedürfnis der Mutter nach Liebe, Geborgenheit und Gesehen werden. Anhand des Gelesenes kann die Tochter auch einige Geschehnisse rekonstruieren bzw. nochmal neu bewerten. Am Ende des Buches gibt es auch ein paar Tipps, wenn man merkt, dass Angehörige und Freunde selbst Opfer einer solchen Person sein könnten.

FAZIT:

Mama & Sam ist eine Mutter-Tochter-Geschichte und irgendwie auch eine Liebesgeschichte, wenn auch basierend auf einem Love Scam. Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen durch gesuchtet, weil ich einfach wissen wollten, wie solche Geschichten passieren können. Sarah Kuttner hat es geschafft dies verständlich zu machen und so auch der Erzählerin ein bisschen Trost und rückwirkendes Verständnis für ihre Mutter zu geben. Das Buch sollte viele LeserInnen finden!

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von S.Fischer Verlag* über NetGalley* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

*Folgende Verlinkungen kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

 

Hinterlasse einen Kommentar