Hanser Verlag* | Gebundene Ausgabe | 432 Seiten | 24,00 € |Amazon* und im örtlichen Buchhandel
INHALT:
Ein Dorf, eine Insel, eine ganze Welt: Karen Köhlers erster Roman erzählt von einer jungen Frau, die als Findelkind in einer abgeschirmten Gesellschaft aufwächst. Hier haben Männer das Sagen, dürfen Frauen nicht lesen, lasten Tradition und heilige Gesetze auf allem. Was passiert, wenn man sich in einem solchen Dorf als Außenseiterin gegen alle Regeln stellt, heimlich lesen lernt, sich verliebt? Voller Hingabe, Neugier und Wut auf die Verhältnisse erzählt „Miroloi“ von einer jungen Frau, die sich auflehnt: Gegen die Strukturen ihrer Welt und für die Freiheit. Eine Geschichte, die an jedem Ort und zu jeder Zeit spielen könnte; ein Roman, in dem jedes Detail leuchtet und brennt.
MEINUNG:
Ich muss zugeben, dass mir Miroloi durch sein wirklich einprägsames und wunderschönes Cover aufgefallen ist. Auch die Seiten des Buches sind ein absoluter Hingucker. Das Buch ist auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 und meiner Meinung nach hätte es auch auf dem Shortlist gehört.
Die Geschichte spielt auf einer Insel, die quasi überall sein könnte und es geht um ein Mädchen ohne Namen, welches aber nicht wie jedes andere Mädchen ist, denn die Welt, in der sie lebt, ist sehr strukturiert und weit ab von dem Leben, was wir kennen. Das Leben im Dorf ist klar und hierarchisch geregelt. Jeder hat dort seinen festen Platz und kann diesen auch nicht verlassen. Es gibt keine Elektrizität und auch sonst keine modernen Dinge, die unser tägliches Leben erleichtern. Zeitlich könnte es durchaus in unserer heutigen Zeit spielen, denn es gibt auch schon Tampons.
Das Mädchen hat trotz geregelten Rollen eine Außenseiterrolle, weil sie eines Tages vorm dem sogenannten Bethhaus (einer Art Kirche) als Findelkind gefunden worden ist und wohlweislich von „Drüben“ ist. Außerdem hat sie auch noch eine Behinderung wegen dessen sie oft gehänselt wird. Ich empfand ihr Leben als Außenstehende als sehr hart, aber ich hatte den Eindruck, dass sie trotzdem ihren festen Platz hat und auch nicht arg verzweifelt ist. Das liegt auch an den zwei Personen, die sie gefunden haben und sie großgezogen haben.
Ihr Leben als Außenseiterin wirkt zunächst sehr traurig, aber man kann auch sehen, dass sie dadurch freier ist, da viele auf sie und dass, was sie tut gar nicht achten. Das Mädchen geht so seinen „eigenen“ Weg und lernt z.B. lesen und beginnt ein Liebesverhältnis, mit einem jungen Mann, was eigentlich nicht erlaubt ist. Zunächst fand ich den Schreibstil der Autorin sehr gewöhnungsbedürftig, aber das lag daran, dass sie aus der Ich-Perspektive des Mädchens geschrieben hat, welches die Welt, die für die meistens von uns normal ist, ganz anders sieht und das kann sehr befremdlich auf den Leser wirken. Doch wir begleiten sie dabei, wie sie sich emanzipiert und auch versucht andere Frauen aus dem Dorf mitzureißen. Ihre Entwicklung war äußerst spannend und hat viel Mut gemacht. Die Autorin flicht in ihre fiktive Welt auch viele reale Fakten aus unserer heutigen Zeit ein und es gibt viele Stellen, die sehr zum Nachdenken und Diskutieren einladen.
FAZIT:
Miroloi war für mich ein ganz außergewöhnliches Buch, welches in keiner Weise mit bisher gelesenem Lesestoff vergleichbar ist. Karen Köhler zeigt auf, wie sich eine junge Frau emanzipiert und in all der Strukturen versucht ihren Weg zu finden. Auch wenn die, von ihrer geschaffenen Welt, fiktiv ist, hält sie uns dennoch den Spiegel für unsere Gesellschaft vor die Augen. Absolute Leseempfehlung!
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise vom Hanser Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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2 Kommentare zu „Lesetipp „Miroloi“ – Karen Köhler“