Highlight „Die Lüge“ – Mikita Franko

Hoffmann und Campe Verlag* | Gebundene Ausgabe| Übersetzer: Maria Rajer | 352  Seiten | 24,00 € | Amazon* und im örtlichen Buchhandel

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INHALT:

Mikita wird nach dem Tod seiner Mutter von ihrem Bruder adoptiert, er ist fünf Jahre alt. Mit Slawa und dessen Partner Lew genießt er eine fröhliche Kindheit. Aber mit der Einschulung beginnt das Versteckspiel, das Lügen. Wenn Besuch kommt, müssen Fotos weggeräumt, in Aufsätzen müssen Dinge verschwiegen oder erfunden werden, und Mikita schlagen Vorurteile entgegen. Er verliert seinen Frohsinn, wird wütend, aggressiv, depressiv.
Erst die Freundschaft mit einem Jungen aus dem Waisenhaus beruhigt ihn. Und dann merkt er, dass er sich zu Jungs hingezogen fühlt. Ausgerechnet! Er beschuldigt sich, zum Beweis für die Propaganda geworden zu sein, die behauptet, gleichgeschlechtliche Paare würden homosexuelle Kinder großziehen. All seine Versuche, sich in Mädchen zu verlieben, scheitern. Es wird noch dauern, bis Mikita Frieden mit sich selbst und seiner Sexualität findet.

MEINUNG:

Auf das Buch bin ich durch Zufall gestoßen als mich der Verlag dazu angeschrieben hat. Ich war sofort von dem Inhalt sehr angesprochen, denn ein homosexuelles Paar, dass einen Jungen in Russland gemeinsam erzieht, klang sofort spannend und interessant, zumal Homosexualität in Russland verboten ist.

Mikita, genannt Miki, wird nach dem Tod seiner Mutter, von deren Bruder Slawa adoptiert und wächst bei ihm und deren Partner Lew auf. Die Homosexualität der beiden muss natürlich geheim gehalten werden, da dies in Russland, wo der Roman spielt, verboten ist. Von frühester Kindheit wird Miki also eingeschärft, dass er über die familiäre Situation schweigen und lügen muss. Es wird für ihn zur Zerreißprobe und stellt ihn während seiner gesamten Kindheit und Jugend vor eine innerliche und äußerliche Probe, die ihn wütend und gleichzeitig depressiv macht. Weitere Probleme kommen als Miki seine eigene Sexualität für dich entdeckt,

Miki wächst bei seinem Onkel Slawa und dessen Partner Lew auf als seine Mutter an Krebs verstirbt. Zunächst ist es komisch für ihn, dass da noch ein weiterer Mann im Haus ist. Schnell wird ihm klar, dass es nicht nur irgendein „Freund“ ist, sondern dass Slawa und Lew eine Beziehung führen. Nachdem diese Verwirrung für den jungen Miki klar ist, sind beide für ihn seine Eltern und er nennt sie Papa. Solange Miki noch nicht zur Schule geht, ist das alles kein Problem, aber als er eingeschult wird, kommen die Probleme. Seine Eltern bläuen ihm ein, dass er unter keinen Umständen sagen darf, dass er bei zwei Vätern aufwächst. Lew muss verschwiegen werden. Diese Lügnerei und vor allem das Verleugnen machen ihm sehr zu schaffen, vor allem als er merkt, dass er im Gegensatz zu anderen ein anderes Elternhaus hat. Hinzu kommen die Sprüchen gegenüber Homosexuelle, die eher akzeptiert werden als die Tatsache an sich. Miki schwankt zwischen Verteidigen und Auseinandersetzungen mit seinen beiden Vätern, den ihn scheinbar in diese Lage gebracht haben, weil sie anders sind. Ich fand diesen inneren Kampf von Miki sehr gut beschrieben und auch nachvollziehbar.

Der Ton des Buches ist ,trotz aller vermeintliche Schwere, leicht und es handelt sich trotz dieser besonderen Familiensituation in diesem speziellen Land, um einen typischen Coming-of-Age-Roman, wo Miki finden muss, wer er ist und wer er sein möchte. Dabei geht er durch viele Höhen und Tiefen. Es kommt auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und Lew, dennoch lieben Slawa und Lew ihn über alles. Beide Männer sind sehr unterschiedlich – Slawa, ähnlich wie Miki, der feingeistige Künstler und Lew, der rationale und strenge Arzt. Mir gefiel, dass hier aber kein Hehl darum gemacht wurde, dass es zwei Männer sind, sondern es ist eine ganz normale Familie. Spannend war der Teil als Mikita selbst seine Sexualität erkennt. Er kennt natürlich nur die Liebe zwischen zwei Männern, da er mit ihr groß geworden ist. Auch hier kommt er wieder zu Konflikten, als er selbst einen Jungen kennenlernt. Er ist innerlich zerrissen, ob er wirklich auch selbst homosexuell ist, nur weil es sein Väter sind oder möchte er lieber mit Frauen zusammen sein. Für mich wirklich spannend so lesen, wie stark die Prägung aus dem Elternhaus, völlig unabhängig davon, wie die Familienkonstellation ist und wie schwer es ist, seine eigenen Weg zu finden, eventuell abseits von dem, was man kennt.

FAZIT:

Die Lüge war für mich ein absolutes Highlight und würde jedem empfehlen dieses Buch zu lesen. Es zeigt, dass auch ein homosexuelles Paar ein Kind großziehen kann und das diesem Kind an nichts fehlt. Spannend waren hier die Konflikte, die natürlich auch dem geschuldet waren, dass Miki in einem Land groß geworden ist, in dem Homosexualität nicht zur Normalität gehört und es verboten ist. Ein toller Coming-of-Age-Roman, der mich wirklich begeistert hat.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Hoffmann und Campe Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

*Folgende Verlinkungen kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Ein Kommentar zu „Highlight „Die Lüge“ – Mikita Franko

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