Rowohlt Verlag* | Gebundene Ausgabe | 240 Seiten | 22,00 € | Amazon* und im örtlichen Buchhandel
INHALT:
Arielle Freytag, Anfang dreißig, hat es eigentlich geschafft: Aufgewachsen im prekären Essener Stadtteil Katernberg, verdient sie als Social-Media-Managerin in Düsseldorf mittlerweile viel Geld. Bis eine Depression sie aus der Bahn wirft und für eine Weile in die «Klapse» bringt. Kaum wieder zu Hause, erreicht Arielle ein Anruf aus Katernberg, und zum ersten Mal nach zwölf Jahren kehrt sie an den Ort ihrer Jugend zurück. Dort werden seit ein paar Tagen zwei Mädchen vermisst – was Arielle mit Wucht an ihre Mutter erinnert, die vor vierundzwanzig Jahren spurlos verschwand. Damals blieb Arielle allein bei ihrer eigenwilligen Großmutter zurück. Wer ihr Vater ist, weiß sie nicht, auch ihr dunkles, lockiges Haar und die Hautfarbe sind nur ein vager Hinweis: italienisch, türkisch, kroatisch? Während in Katernberg fieberhaft nach den Mädchen gesucht wird, stellt Arielle sich den schmerzhaften Fragen, auf die sie immer dringender Antworten braucht. Hat ihre Mutter sie verlassen, oder ging sie nicht freiwillig?
MEINUNG:
Ich bin auf das Buch gestoßen als ich auf der Suche war nach Geschichten von Autorinnen, die über über (jüngeren) Frauen schreiben, die versuchen ihren Platz im Leben zu finden. Nachdem ich Ohne mich von Ester Schüttpelz beendet hatte, wollte ich eine weitere Geschichte lesen und bin auf Keine gute Geschichte von Lisa Roy gestoßen.
Sowohl Arielle als auch ihre Großmutter sind nicht wirklich sympathische Personen, obwohl ich Arielle trotz ihrer vielen Ecken und Kanten, ihrer Trauer um die verlorene Mutter und ihrer Einsamkeit, trotzdem mochte. Sie ist wie sie ist. Sie verstellt sich nicht. Man möchte sie eigentlich permanent gerne in den Arme nehmen, wüsste aber, dass sie das nur bedingt zu lassen würde. Das Verhältnis zu ihrer Großmutter ist wirklich schwierig. Der Verlust der Mutter vor 24 Jahren hat Arielle geprägt. Nicht zu wissen, was wirklich mit ihr passiert ist und ob sie noch lebt, zerfrisst Arielle. Beim Lesen habe ich mir gedacht, warum rückt die Großmutter nicht mehr Sprache raus, denn Arielle erfährt noch so einiges über die Vergangenheit ihr Mutter, was sie bisher nicht wusste. Was mir auch gut gefallen hat, ist die Darstellung der prekären Verhältnisse aus der Arielle stammt und aus denen sie versucht hat zu entfliehen, um dann dennoch in eine Depression zu fallen. Es gibt immer ein paar Rückblicke aus der Klinik. Obwohl Arielle nun im besseren Düsseldorf lebt, wird sie in Essen-Katernberg wieder aufgenommen von einigen ihrer Schulfreundinnen, knüpft auch zaghaft neue Kontakte und lernt dabei, dass sie doch einigen Menschen etwas bedeutet. Die Geschichte mit den verschwunden Mädchen gibt dem ganzen nochmal einen gewissen Handlungsrahmen, hätte es aber für meinen Geschmack fast nicht gebraucht.
FAZIT:
Der Titel Keine gute Geschichte trifft es relativ gut, denn es und bleibt eine relativ schonungslose Geschichte, die nichts beschönigt und die auch nicht das typische menschliche Bedürfnis nach Harmonie und Aussöhnung in zwischenmenschlichen Beziehung befriedigt. Trotzdem ist eine authentische Geschichte mit einer starken und gleichzeitig sehr verletzlichen Protagonistin, die ich sehr gerne gelesen habe.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Rowohlt Verlag* über NetGalley* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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Ein Kommentar zu „Kurz-Rezension „Keine gute Geschichte“ – Lisa Roy“