Kanon Verlag* | Gebundene Ausgabe | Übersetzer: Hinrich Schmidt-Henkel | 192 Seiten | 22,00 € | Amazon* und im örtlichen Buchhandel
INHALT:
Nachdem die Ich-Erzählerin von ihrer langjährigen Freundin verlassen wird, muss sie zurück zu ihrem Vater ziehen, einem Pfarrer und Pink-Floyd-Fan. Während sie auf ebenso komische wie verzweifelte Art versucht, ihre Ex zurückzugewinnen, wird sie von Freunden und Familie mit Ratschlägen traktiert. Vor allem ihre Mutter bedrängt sie mit zweifelhaften Lebensweisheiten. Doch allmählich lernt sie, zu trauern, ihre inneren Widersprüche zu akzeptieren, laut, betrunken und auf ihre eigene Art weise zu sein.
MEINUNG:
Ich habe von Stine Pilgaard Meter pro Sekunde gelesen und ich war nicht wirklich begeistert, denn dass Buch hat sich mir einfach nicht erschlossen. Meiner Meinung nach ist es eher zu verstehen von dänischen Lokals, aber nicht für ein internationales Publikum, dennoch wollte ich der Autorin mit Meine Mutter sagt nochmal eine Chance geben.
Die Ich-Erzählerin, vermutlich Ende 20 und mitten im Studium, wird von ihrer Lebenspartnerin verlassen. Um der gemeinsamen Wohnsituation zu entfliehen, muss sie zurück zu ihrem Vater ziehen, der Pfarrer ist. Sie versucht auf unterschiedlichste Weise ihrer Ex zurückzugewinnen. Sie belästigt ihr soziales Umfeld im gleichen Maß, wie dieses sie mit klugen Ratschlägen belegt. Besonders die Mutter der Ich -Erzählerin, die getrennt vom Vater lebt und mit einem anderen Mann verheiratet ist, setzt ihr zu (daher auch der Titel des Buches).
Wie in Meter pro Sekunde gibt es eine namenlose Ich-Erzählerin. Eigentlich hat nur die beste Freundin von ihr einen Namen und zwar heißt sie Mulle, was ich sehr amüsant fand. Ansonsten heißt es immer nur „der Mann meiner Mutter“ etc. Die Namenlosigkeit sorgt aber nicht dafür, dass man sich den Protagonisten nicht nah fühlt, im Gegenteil. Die junge Frau lässt uns im vollem Maße an ihrem Liebeskummer teilhaben. Sie gibt sich auch keine Mühe sich in irgendeiner Weise zu zügeln und sich zusammen zu reißen. Die kurzen Kapitel, die immer wieder Alltagssituationen darstellen, werden durch sogenannte „Seepferdchen-Monologe“ unterbrochen. Diese Kapitel empfand ich als eine Art innere Auseinandersetzung der Erzählerin mit dem Erleben körperliche und seelischer Natur sowie Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Der Ansatz kommt durch ihren Arzt, der auch fester Bestandteil der Erzählung ist. Sie sieht für sich hier Parallelen zum Seepferdchen. Nicht zuletzt sind Seepferdchen auch für ihre langjährige, monogame Beziehung bekannt.
Es gibt wieder einmal auch eine Menge Verweise zur dänischen Literatur und Kultur, aber auch zu Pink Floyd. Ich bin mit beidem einigermaßen vertraut, aber man kann das Buch auch lesen, wenn es nicht ist. Ich mochte die Verweise und habe sie als zusätzliches Bonbon verstanden. Bei Stine Pilgaard sollte man jetzt die strikten roten Faden erwarten. Den gibt es auch hier nicht. Es ist eine Momentaufnahme. Zwischendurch immer wieder Gedankenfetzen der Erzählerin. Dennoch zeigt sich anhand der Protagonistin, dass eine Trennung ein Prozess ist, aber es ist möglich dies zu überstehen und mit dem Leben weiterzumachen, vor allem wenn ein gutes, stabiles Umfeld hat.
FAZIT:
Meine Mutter sagt hat mir deutlich mehr zugesagt als Meter pro Sekunde. Stine Pilgaard hat einen speziellen, aber sprachlich sehr ausgefeilten und kreativen Schreibstil. Auch ein roter Faden ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Es wirkt mehr wie eine Momentaufnahme. Auf diesen speziellen Stil sollte man sich einlassen können. Außerdem wie immer eine unfassbar schöne Aufmachung vom Kanon-Verlag.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Kanon Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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Ein Kommentar zu „Rezension „Meine Mutter sagt“ – Stine Pilgaard“