Steidl Verlag* | Gebundene Ausgabe | 176 Seiten | 20,00 € | Amazon* und im örtlichen Buchhandel
INHALT:
Koller ist nicht nur ein Name, sondern auch ein Zustand. Und der wird fast zum Dauerzustand, als Chris und Koller aufeinanderprallen: Koller will immer mit dem Kopf durch die Wand und denkt sowieso, alles sei ganz einfach. Chris denkt zu viel nach und spricht zu wenig aus. Chris weiß noch nicht einmal, wie Koller mit richtigem Namen heißt, da sitzen sie schon nebeneinander in einem klapprigen Polo II und fahren los. Was ein Kurztrip an die Ostsee werden soll, wächst sich zu einem Roadtrip aus, der sich gewaschen hat: über Ludwigsburg, das überflutete Ahrtal, das sagenumwobene Hannahhausen, den Acker eines blutrünstigen Treckerfahrers – bis die beiden schließlich das Kaff am Meer erreichen, das Kollers Refugium ist, und wo das Vorhaben, einen Fischteich neu anzulegen, gleichermaßen Scheitern und Erlösung verspricht. Koller ist keine Liebesgeschichte, aber eine Geschichte über Liebe. Über die Suche nach Zugehörigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung. Rasant und mit entwaffnender Direktheit erzählt Annika Büsing von Menschen, die herausfinden müssen, was sie wirklich vom Leben wollen und warum sie den Erwartungen anderer entkommen müssen, um es zu erreichen.
MEINUNG:
Im letzten Jahr war einer meiner absolut liebsten Romane Nordstadt von Annika Büsing. Die Autorin hat einen großartigen Text über zwei Personen geschrieben, die sich ineinander verliebe, aber jeder hat so sein Päckchen. Umso mehr habe ich gefreut, dass mit Koller nun schon das nächste Buch der Autorin gibt. Meine Vorfreude war dementsprechend riesig.
Mein größter Denkfehler war ein paar Seiten lang, dass Chris eine Frau ist. Vermutlich war hier noch im Nordstadt-Modus gedanklich. oder aber die Autorin hat es genau darauf angelegt und man erwischt sich als LeserIn dabei, wie man gleich vom altbekannten Klischees ausgeht. Ich habe ein bisschen gebraucht bis ich begriffen haben, dass auch Chris ein Mann ist. Chris und Koller sind sehr unterschiedlich. Chris ist eher der überlegte, kontrollierte und introvertierte Typ und Koller ist das ganze Gegenteil. Die Geschichte beginnt praktisch mit dem Ende und wird rückwärts erzählt. Eigentlich bin sehr gesättigt was das Stilmittel Road-Trip angeht, aber ich konnte mich hier drauf einlassen, weil ich einfach wissen wollte, ob die beiden zusammen kommen bzw. zusammen bleiben, denn wird bereits zu Anfang klar, dass die beiden wirklich eine große Zuneigung und Anziehung füreinander verspüren. Für mich gab es da zumindest keinen Zweifel dran, auch wenn man sonst bei Annika Büsing viel zwischen den Zeilen lesen muss. Ich mag ihre klare und doch auf den Punkte gebrachte Sprache ohne Bewertung.
Besonders spannend und fast schon ein bisschen unglaubwürdig fand ich den Aspekt, wie sie sich kennen gelernt haben und wie sie dann, ohne sich wirklich zu kennen auf diesen Road-Trip begeben.Beide lernen sich auf dem Trip erst richtig kennen und läuft natürlich nicht völlig konfliktfrei ab. Das empfand ich dann wieder als sehr realistisch, weil verknallen kann man sich schnell, aber dann eine wirkliche tiefe und funktionierende Beziehung aufzubauen, gestaltet sich gar nicht so einfach, wie man an den beiden sieht. Dieser Road-Trip ist allerdings voller skurriler Ereignisse und Personen. Mir hat gefallen, dass Annika Büsing auch aktueller Zeitgeschehen aus 2022 mit aufgegriffen hat. So führt die Reise Chris und Koller u.a. in Ahrtal, wo zu derzeit die Hochwasserkatastrophe war und natürlich war auch noch Corona präsent.
FAZIT:
Koller empfand ich als komplett anders als Nordstadt und doch ähnlich, was das Konstrukt angeht. Ich musste mich erst ein wenig darauf einlassen, war dann aber begeistert. Mal wieder treffen zwei völlig unterschiedliche Menschen aufeinander, empfinden Anziehung und versuchen den anderen trotz vieler persönlicher Päckchen und Hindernisse im eigenen Leben zu halten. Für mich ist es wirklich empfehlenswerter Roman, vor allem jetzt für den anstehenden Sommer und ich freue mich über jeden weiteren Roman von der Autorin.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar freundlicherweise von Steidl Verlag* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
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Ein Kommentar zu „Rezension „Koller“ – Annika Büsing“